Das waren noch Zeiten als ein Euro 1.20 Franken gekostet hat! Davon sind wir heute weit entfernt: Der Euro ist weiterhin historisch tief – aktuell kostet er etwa 94 Rappen. Einige Schweizer Tankstellen scheinen aber mit anderen Wechselkursen zu rechnen. So verlangt etwa eine Tamoil-Tankstelle im Fricktal für einen Liter Benzin 1.69 Franken. Der Europreis pro Liter ist mit 1.963 angegeben – was umgerechnet etwa 1.84 Franken entspricht.
Für Kunden, die in Euro bezahlen, kostet der Liter Benzin an dieser Tankstelle also 15 Rappen mehr. Er stelle dies auch an anderen Tankstellen fest, erzählt ein Mann, der seine Beobachtung dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» geschildert hat. Und er möchte wissen: «Warum ist das so?»
Zuschlag ist erlaubt
Man mag diese Preisgestaltung als kundenunfreundlich betrachten, beispielsweise gegenüber Touristinnen und Touristen aus dem Euroraum. Erlaubt ist ein solcher Zuschlag aber. Tankstellen seien nicht verpflichtet, den «offiziellen» Wechselkurs anzuwenden, heisst es dazu beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), «auch wenn dies zulasten der Konsumentinnen und Konsumenten geht».
Hintergrund ist die freie Preisbildung, welche im Rahmen der Wirtschaftsfreiheit durch die Bundesverfassung garantiert ist.
Preisüberwacher beobachtet
Die «Fantasie»-Eurokurse, mit welchen einige Schweizer Tankstellen bei Barzahlung in Euro rechnen, beschäftigen auch den Preisüberwacher, der «in den letzten Jahren Meldungen zum Thema» erhalten hat, wie es auf Anfrage heisst. Dabei seien Absprachen zwischen Tankstellen vermutet worden. Dieser Verdacht habe sich aber bislang nicht erhärtet.
Für den Preisüberwacher ist wichtig, dass Kundinnen und Kunden die Möglichkeit haben, die Benzinpreise zu vergleichen. Dies geht beispielsweise mit dem Vergleichsportal des TCS (nur Preise in Schweizer Franken). Solange dies der Fall sei «und keine Absprachen vorliegen, sollte der Wettbewerb in diesem Bereich grundsätzlich funktionieren», so der Preisüberwacher. Man werde aber die Entwicklung im Bereich der Treibstoffpreise weiterverfolgen und über die Ergebnisse zu gegebener Zeit informieren.
«Freiwillige Dienstleistung»
«Espresso» möchte wissen, wie die Tankstellen solche Zuschläge bei den Europreisen begründen. Beim Verband Avenergy Suisse, der die Interessen der Tankstellen in der Schweiz vertritt, ist dazu nicht viel zu erfahren. Empfehlungen oder Richtlinien, wie Tankstellen das Bezahlen in Euro handhaben sollen, gebe es seitens des Verbandes keine. Und ob das Bezahlen in Euro an Schweizer Tankstellen beliebt sei, kann der Verband auch nicht sagen: «Wir verfügen nicht über solche Zahlen.»
Tamoil selbst sagt auf Anfrage, bei der Bezahlung mit Bargeld in Euro «handelt es sich um eine Dienstleistung, die der Tankstellenbetreiber freiwillig anbietet». Für den Betreiber würden dadurch Kosten anfallen, wie etwa «für das Umwechseln in Schweizer Franken». Jeder Tankstellenbetreiber setze seinen Wechselkurs selbst fest.