Branchli, Schoggistängeli oder Prügeli, handgemacht oder Industrieprodukt – die runden, länglichen Schokoriegel mit Nussaufstreuung kennt in der Schweiz von Kindesbeinen an jede und jeder. Und täglich locken bei den Grossverteilern auch die – meist satt roten, grünen oder gelben – Aktionspackungen.
Durch die Farbe würde der Anreiz für Impulskäufe noch verstärkt, sagt Frank Hannich, Professor an der ZHAW und Experte für Konsumverhalten. «Und Süsses gehört halt eh zu den sogenannten Impulskäufen.»
Fünfköpfige Expertenjury
«Kassensturz» liess von einer professionellen, fünfköpfigen Expertenjury elf gängige Schokolade-Branchli verkoste. Fachpersonen, die allesamt mit Schokolade zu tun haben: sei es als Schokolade-Sensorikerin, -Produzent oder als Confiseurin. Die Degustation leitet Sensoriker Patrick Zbinden.
Nicht alle Schoggistängeli schaffen es in die Degustation. Das weitverbreitete Minor ist eckig statt rund. Das Bekannteste von Munz ist mit weisser Schokolade überzogen. Ovomaltine hat sein Branchli mit knackigem Crisp überzogen. Aufgrund dieser auffallenden äusseren Merkmale wären diese Schoggistängeli in einer Degustation sofort erkennbar gewesen.
Balance-Akt zwischen Nuss und Schokolade
Die Jury ist streng: Nur eines der elf Branchli vermag sie zu begeistern: Das Stängeli von Sprüngli erhält die Note 5.1. Gesamturteil: «gut». Mit zehn Franken pro 100 Gramm ist es aber auch mit Abstand das teuerste Branchli im Test. Die Harmonie zwischen Schokolade und Nuss streicht die Jury besonders hervor.
So haben die Schoggistängeli abgeschnitten
Ganz allgemein bemängeln die Jury-Mitglieder, dass die Branchli zu süss seien. Der Zucker und die Süsse überdeckten die vielfältigen Schokolade-Noten. «Wichtig wäre, dass man die Balance zwischen Haselnuss- und Schokolade-Aromen gut herausschmecken und erkennen kann», sagt Sensoriker Patrick Zbinden.
«Klassiker» überzeugen nicht
Nicht überzeugen können die Jury die Branchli der Grossverteiler Coop und Migros und des Nahrungsmittel-Multis Nestlé. Alle drei wurden als «mehlig» taxiert, zu süss, und auch die Nüsse und deren Aromen vermochten nicht zu begeistern. Die «Branches Originales» von Cailler bekommen mit der Note 3.8 ein «ungenügend».
Ebenfalls Note 3.8 kassieren die «Branche Classic» von Halba, der Eigenmarke von Coop. Ein Zehntel besser (Note 3.9) sind die «Milk Branches» von der Migros-Tochter Chocolat Frey. Alle drei Ungenügenden halten fest, dass ihre Kundschaft das jeweilige Produkt besser bewerten würde als die Expertenjury.
Handgefertigt vor industriell Hergestelltem
Im Mittelfeld der Degustation, mit Noten zwischen 4.1 und 4.5, tummeln sich gleich sieben Branchli. Die Preise variieren dabei stark: 4.06 Franken für 100 Gramm Branchli kostet im Mittelfeld das teuerste, 1.74 Franken für die gleiche Anzahl Gramm das günstigste.
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In Riehen (BS) drehte «Kassensturz» bei der Backstube «Patrizias Schoggiparadies», wie ein Branchli komplett in Handarbeit hergestellt wird. Deshalb lief es nur ausser Konkurrenz mit in der Degustation. Weil es etwas günstiger ist als das Produkt von Sprüngli, hätte es die Degustation gewonnen.