Wie zuverlässig arbeiten die Velomechaniker? «Kassensturz» liess mit Unterstützung der Firma Customer Experience Experts bei neun Elektrovelos sechs Fehler einbauen, eine Testperson brachte die präparierten Bikes zum Service. Das Ergebnis: ernüchternd. Keine einzige Velowerkstatt – darunter renommierte Fachgeschäfte – fand alle Fehler. Mehrere Werkstätten entdeckten nur einen einzigen.
Das miese Resultat erstaunt auch Veloexperte und Geschäftsführer von Velo Suisse Martin Platter, der für «Kassensturz» die Fehler einbaute.
Keine Velowerkstatt findet alle Mängel
Der Eidgenössisch diplomierte Fahrradmechaniker-Meister baute Fehler ein, die realistisch sind und beim normalen Benützen eines E-Bikes entstehen können. Wie eine Acht im Hinterrad, ein loses Lenklager, wenig Luft im Pneu, oder ein nicht mehr korrekt eingestelltes Licht.
Test nicht bestanden
Am schlechtesten in der Stichprobe schneidet das Velogeschäft Imgrüth Velos in Luzern ab. Der Velomechaniker flickte gerade einmal einen Fehler. «Enttäuschend für ein Fachgeschäft», sagt Martin Platter. Erhalte man das Velo so zurück, könne man sich den teuren Service von 145 Franken sparen und warten bis das Velo auseinanderfalle, so Platter. Imgrüth Velos listet auf der Rechnung sämtliche Servicearbeiten auf, inklusive Zeitaufwand von 65 Minuten. Die Geschäftsführerin von Imgrüth Velos, Iris Haltner, sagt dazu, man habe offenbar bei diesem Service nicht gut gearbeitet.
Ebenfalls schlechten Service boten Decathlon und Jumbo. Auch sie behoben bloss einen Fehler. Der Service kostete jedoch nur 30 Franken.
Grosse Werbung für Service
Im Internet und in Prospekten bewerben die Werkstätten vollmundig ihren Service. Detailliert beschreiben sie ihre Arbeit. Hätten die Velomechaniker tatsächlich so gründlich gearbeitet, hätten sie die eingebauten Fehler leicht erkennen und beheben sollen.
Die Besten nur genügend
Die besten Velowerkstätten erhalten in der Stichprobe das Gesamturteil «genügend». Es sind dies Ochsner Sport, Ski + Velo Center in Bern und M-Way. Sie alle entdeckten vier der sechs eingebauten Fehler.
Die Velowerkstätten begrüssten grundsätzlich die Mystery-Stichprobe von «Kassensturz». Sie bedauern das schlechte Ergebnis und versprechen, in Zukunft den Service genau nach Checklisten durchzuführen.
Aus dem SRF 1 «Ratgeber»:
Anlass zu Diskussionen gab die ausgeleierte Kette, die «Kassensturz» als Fehler eingebaut hatte. Veloplus und Ochsnersport ersetzten die Kette und erfüllten damit diesen Testpunkt. SportXX und M-Way empfahlen, zusätzlich zur Kette auch sämtliche Zahnkränze zu erneuern. «Eine unnötige und teure Reparatur, gerade bei Velos mit wenigen Fahrkilometern», sagt Experte Martin Platter.
SportXX schreibt «Kassensturz», die Reparatur werde immer mit dem Kunden besprochen. «Entscheidend für die Beurteilung ist nicht nur die reine Kilometerleistung. Weitere wichtige Faktoren, die bei einem Reparaturentscheid auch berücksichtigt werden müssen, sind: Fahr-Modi und Konstruktionsmerkmale des Antriebssystems.» M-Way riet ab, nur die Kette zu ersetzen, «da sie sehr viel Verschleiss aufwies und dadurch die Kettenräder immer in Mitleidenschaft gezogen werden und ebenfalls Verschleiss aufweisen. Besonders bei schnellen E-Bikes mit Unterstützung bis 45km/h ist diesbezüglich besondere Vorsicht geboten».
Die Stichprobe zeigt: Guter Service in Schweizer Velowerkstätten – nicht selbstverständlich!