Zwei Jahre ist der Staubsauger alt. Dann steigt der Akku aus. Da der Besitzer mit dem Gerät eigentlich sehr zufrieden ist, möchte er nur den Akku austauschen. Schliesslich sei der Staubsauger gut gepflegt und sehe immer noch aus wie neu. Doch dann kommt der Hammer. Hersteller Bosch teilt dem Mann mit, dass der Ersatz-Akku rund 380 Franken koste. Hinzu kämen die Kosten für die Arbeit.
Für seinen Staubsauger hatte der Mann im Sommer 2014 knapp 300 Franken bezahlt. Heute erhält man dasselbe Modell bereits für etwas mehr als 200 Franken. «Dass ein Akku teurer ist als ein neues Gerät, das kann doch einfach gar nicht sein», sagt der Mann im Konsumentenmagazin «Espresso» von Radio SRF 1. Es sei unglaublich schade, wie hier mit Ressourcen und unserer Umwelt umgegangen werde: «Jetzt muss ich ein praktisch neuwertiges Gerät entsorgen, weil ich einfach nicht bereit bin, das Doppelte des Neupreises für ein Ersatzteil zu bezahlen.»
Falscher Preis im System
Immerhin stellt sich auf Anfrage von «Espresso» heraus, dass der Preis des Ersatz-Akkus im System von Bosch falsch erfasst war. Eigentlich kostet er 171 Franken. Für den «Espresso»-Hörer ist allerdings auch das noch zu teuer. Denn die grundsätzliche Frage bleibt: Weshalb soll jemand so viel für einen Akku bezahlen, wenn er für gut 30 Franken mehr denselben Staubsauger neu erhält?
Der «Espresso»-Hörer ging der Sache noch genauer auf den Grund: Er öffnete seinen Staubsauger und löste die Hauptplatine, auf welche sieben handelsübliche Akku-Zellen gelötet waren: «Diese Akkus konnte ich bei einem Online-Händler in Deutschland für rund 3 Euro das Stück bestellen.» Mit Porto ergebe das total 30 Euro. Das sei doch eine rechte Preisdifferenz zu dem, was Bosch verlange. Auch wenn die Platine noch nicht einberechnet sei.
Bosch schreibt «Espresso» in einer Stellungnahme: «Bei Akkus sind in erster Linie die komplexe Elektronik inklusive Entwicklungs- und Materialkosten die Kostentreiber. Die Batteriezellen – in diesem Fall je nach Modell 7 bis 9 Stück – spielen eine untergeordnete Rolle.» Generell sei der Akku samt Elektronik mit Abstand das teuerste Element bei solchen Geräten.
Ersatzteile sollen einfach austauschbar sein
Beim betroffenen Staubsaugermodell Bosch Athlet habe seit der Lancierung im Jahr 2014 bei lediglich 3 Prozent der Geräte nachträglich der Akku ausgetauscht werden müssen, schreibt Bosch weiter. «Bei all diesen Geräten wurde der Akku auf Garantie oder aus Kulanz kostenlos ausgetauscht.» In der Schweiz habe bisher kein einziger Kunde für den Ersatz-Akku oder die Reparatur bezahlen müssen. Dass der «Espresso»-Hörer hier falsch informiert worden sei, dafür werde sich Bosch bei ihm entschuldigen.
Der betroffene Kunde hat vor allem einen Wunsch an die Hersteller von Haushaltgeräten: Ersatz-Akkus sollen bezahlbar sein. Sodass es sich für Konsumenten lohne, nicht gleich das ganze Gerät zu ersetzen. Und: «Solche Geräte sollten Ersatzteile haben, die Konsumenten selber einfach austauschen können.» Auch wenn er mit dem Staubsauger von Bosch eigentlich zufrieden war, hat sich der Mann deshalb ein Gerät gekauft, bei dem sich der Akku ganz einfach ersetzen lasse.
Das scheint generell ein Kundenbedürfnis zu sein. Denn auch Bosch setzt in Zukunft auf solche Staubsauger-Modelle: «In Zukunft wird sich die Produkteentwicklung ohnehin weg von festverbauten Akkus, hin zu wechselbaren Akkus bewegen», schreibt der Hersteller. Das erste entsprechende Gerät werde in der Schweiz im Januar erhältlich sein. Für den betroffenen «Espresso»-Hörer kommt das allerdings zu spät.