Das Wichtigste in Kürze
- Um eine neue Technologie zu fördern, kaufte Ingenieur Tom Häberli 2011 ein Elektroauto iOn von Peugeot.
- Nun liess die Batterieleistung nach, Häberli bat Peugeot um eine Offerte für eine Ersatzbatterie.
- Peugeot Schweiz geht nicht auf die Forderung ein, bietet lediglich einen «Treuebonus» in ungenannter Höhe auf einen Neuwagen.
- Die meisten Autohersteller kommunizieren die Preise für Ersatzbatterien nicht.
«Ich wollte eine neue Technologie unterstützen», sagt Tom Häberli. Der Ingenieur kaufte sich 2011 einen Peugeot iOn, ein Auto, das mit Batterie fährt. Seither pendelt er damit zur Arbeit. 42,5 Kilometer pro Weg, 20'000 Kilometer pro Jahr.
«Der Garagist würde verlumpen»
Die Investition von rund 46'900 Franken scheint sich gelohnt zu haben. Das Fahrzeug läuft und läuft. «Mein Garagist sagte, er würde verlumpen, wenn alle solche Autos hätten», denn der Peugeot ist äusserst robust. Über 140'000 Kilometer hat Tom Häberli mit seinem Elektroauto bereits zurückgelegt. Doch nun lässt die Batterieleistung nach. Häberli wusste, dass dieser Moment eintreten würde. Er dachte, es sei ein Leichtes, eine Ersatzbatterie zu erstehen. Doch das sieht Peugeot anders.
Statt einer Offerte für eine Ersatzbatterie bot ihm Peugeot nur einen «Treuebonus aus Kulanz», auf einen Neuwagen. Offenbar lohnt es sich nicht, bei seinem funktionstüchtigen Auto, die Batterie zu ersetzen. Tom Häberli ärgert sich: «Wenn sie keine Offerte machen für eine Ersatzbatterie, haben sie ihr Business nicht in Griff.»
Überrissener Preis für neue Batterie
Für Marcel Gauch, Nachhaltigkeitsforscher und Elektromobilitätsspezialist bei der eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa, widerspiegelt das ein Trend: «Die Firmen wollen nicht, dass der Konsument das Produkt lange braucht. Technisch gesehen spricht jedoch nichts dagegen, dass man die Batterie austauscht und das Auto weiter braucht.»
Sein Garagist sagte Tom Häberli, eine neue Batterie koste 19'800 Franken. Fast der aktuelle Preis eines Neuwagens. Dieser Preis sei überrissen, sagt Marcel Gauch: «200 Dollar pro Kilowattstunde wären angebracht.» Bei einer Batterie von 16 kWh wären das 3200 Franken.
Der Mitsubishi iMiev ist praktisch baugleich mit dem Peugeot iOn. Entwickelt wurde das Fahrzeug von Mitsubishi. Der Hersteller verlangt für eine Ersatzbatterie 8983 Franken, die Hälfte des Preises von Peugeot. Doch eine andere Marke will ihm sein Garagist nicht einbauen. Sie sei anders codiert. Das können die Experten des TCS nicht nachvollziehen. Sie raten dem Kunden, seine Batterie von Mitsubishi austauschen zu lassen.
«Die Hersteller haben Angst»
Eine «Kassensturz»-Umfrage bei den acht meistverkauften Elektromobilmarken zeigt, die meisten Hersteller machen aus dem Preis für eine Ersatzbatterie ein Geheimnis: So auch Nissan, Opel, Renault und Tesla. Anders handhaben das die Hersteller BMW, Hyundai und Mitsubishi. Sie kommunizieren die Preise.
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«Die Hersteller haben Angst», sagt Marcel Gauch. «Wenn die Autos zu lange gebraucht werden, können sie weniger verkaufen und haben weniger Umsatz.» Denn ihr Markterfolg werde daran gemessen, wie viele Autos sie pro Jahr verkaufen. «Deshalb schreiten die Autofirmen nicht voraus, wenn es darum geht, neue Mobilitätsformen zu pushen, sondern sie verhalten sich eher konservativ.»
Erst nach mehrmaligem Nachfragen von «Kassensturz» reagiert Peugeot kurz vor der Sendung. Die Marketingverantwortliche schreibt: «Der Preis einer Ersatzbatterie kostet bei uns leider in etwa gleich viel wie das Neufahrzeug. Wir können den Einkaufspreis, den wir von unserem Produktionspartner bekommen, leider nicht verändern.»
Der Kunde werde ein attraktives Angebot für den Tausch der Batterie bekommen. Das «attraktive Angebot» heisst, dass Peugeot 9000 Franken an der Batterie übernehmen wird. Damit bleiben für Tom Häberli nach wie vor über 10'000 Franken. Ein weiterer Ärger für den Kunden: Die Ersatzbatterie ist damit noch immer teurer als diejenige des baugleichen iMiev von Mitsubishi.