Beim sechsstündigen Live-Event «Bounce Cypher» treten über 80 Rap-Artists aus der Schweiz an. Nacheinander stehen die MCs vors Mikrofon und liefern die Rhymes ab, die sie extra für den Anlass geschrieben haben. Mit dabei ist jeweils die eigene Crew, die ihre Artists anfeuert.
2022 wurde die Rapperin Gigi zum ersten Mal von Pablo Vögtli, Host und Kurator des Bounce Cyphers, an den SRF-Event eingeladen. Seit diesem Auftritt ist nichts mehr wie früher, «der Bounce Cypher hat vieles in meinem Leben verändert», erzählt Gigi im Gespräch.
Die Bündner Musikerin bezeichnet den Event als «Trampolin» für aufstrebende MCs. Gigis Auftritt machte sie zu einem wichtigen Bestandteil in der Szene, «vorher wussten zwei Handvoll Leute, dass ich rappe».
Auch der diesjährige ESC-Act Nemo erlebte am Bounce Cypher im Jahr 2016 einen Durchbruch. Nemo war gerade erst 16 Jahre alt und noch ein No-Name. «Mein Cypher-Moment hatte einen sehr grossen Einfluss auf das, was ich heute bin und mache», erklärte Nemo ein Jahr später.
Die Signifikanz des Events ist nicht zu unterschätzen für Schweizer MCs. Es gibt in der ganzen Schweiz Public Viewings; Tausende schauen sich den Livestream an und warten gespannt auf ihre Lieblingsacts.
«Ich schreibe meinen Text nicht am Abend vor dem Event»
Gigi wollte 2022 alles zeigen, was sie kann – «ich dachte, es wird mein erster und letzter Cypher sein». Die Rapperin rechnete nicht damit, dass sie im nächsten Jahr wieder eingeladen wird.
Dieses Jahr möchte sie beweisen, dass sie hart an ihrer Technik gearbeitet hat und achtet sich nun besonders darauf, wie sie ihren Text schreibt. «Ich schreibe meinen Text nicht am Abend vor dem Event. Der Text ist mindestens einen Monat vor dem Cypher parat, sodass ich mich darauf vorbereiten kann», erzählt Gigi im Gespräch.
Rap ist Competition
Über 90 MCs werden eingeladen und wie es halt so ist im Rap: Der Cypher ist ein Rap-Wettstreit, bei dem die MCs zeigen, was sie draufhaben in Sachen Texten, Flow und Rhythmus. Zum Battle-Rap gehören Übertreibungen, Spott und scharfzüngige Beleidigungen dazu wie die Schläge beim Boxen. Obwohl Gigi schon andere «gedisst» hat in ihren Texten und auch von anderen beleidigt wurde, kommt sie 2024 «in Frieden». Spott gehöre wohl dazu und das Ego wird auch plötzlich grösser an solch einer Competition.
Für Gigi ist es bestimmend, dass Rapper und Rapperinnen ihre Wurzeln kennen und am Cypher authentisch auftreten, «sonst wird man nicht gehört und gefühlt von den Zuschauenden». Und wenn die Egos doch überhandnehmen im Part, müsse man es ihnen abkaufen können.
Ein Feature mit Hecht und ein Plattenvertrag
Das Cypher-Trampolin bedeutete für Gigi, dass die bekannte Schweizer Band Hecht sie entdeckte. Nachdem die Band das Youtube-Video ihres Auftritts am Cypher gesehen hat, haben sie Gigi kontaktiert. Gigi landete somit auf dem Lied «Amigo» von Hecht. Auch, dass das Label «Physical Shock» auf sie zukam, passierte dank des Cyphers Auftritt.
Gigi lebte das letzte Jahr von der Musik allein, entschied sich vor kurzer Zeit wieder einen Job zu suchen. «Zürich ist teuer und ich will das Geld von meinen Shows wieder zurück in die Shows investieren», so Gigi.