Keine 24 Stunden nach dem äusserst bitteren Ausscheiden im WM-Viertelfinal gegen Deutschland ist die Eishockey-Nati am Freitag in die Schweiz zurückgekehrt. Während sich die Spieler in die Ferien begeben, steht den Verantwortlichen die grosse Analyse bevor.
Warum hat man es wieder nicht geschafft, beim wichtigsten Spiel zu liefern? Auf diese Frage fanden die Protagonisten am Donnerstag kurz nach der 1:3-Niederlage noch keine Antwort. Es herrschte Ratlosigkeit, sowohl bei Trainer Patrick Fischer als auch bei seinen Schützlingen.
Kukan und Siegenthaler schwingen obenaus
Während wir gespannt auf Antworten warten, haben wir die Leistungen aller 25 Spieler des definitiven WM-Kaders über das ganze Turnier analysiert. Gewiss messen wir dem schwachen Auftritt gegen Deutschland dabei eine grosse Bedeutung zu. Dennoch sind wir der Auffassung, dass die Turnier-Leistung eines einzelnen Spielers nicht nur anhand einer Partie zu bewerten ist.
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Bild 1 von 25. Robert Mayer (Goalie, 4 Spiele, 90,28% Fangquote). Verdiente sich das Vertrauen von Fischer durch 3 starke Leistungen in der Gruppenphase. Steht der Genfer Meistergoalie zwischen den Pfosten, sind spektakuläre Saves fast schon garantiert. Symptomatisch für die gesamte Mannschaft unterlief Mayer ausgerechnet im WM-Viertelfinal ein folgenschwerer Schnitzer. Note: 4,5 . Bildquelle: Keystone/Salvatore Di Nolfi.
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Bild 2 von 25. Leonardo Genoni (Goalie, 3 Spiele, 96,61% Fangquote). 57 der 59 Schüsse auf sein Tor hat der Zuger Schlussmann gehalten. Und doch entschied sich Fischer im Viertelfinal gegen Genoni und für Mayer. Statistisch gesehen ist dieser Entscheid kaum nachvollziehbar. Der Nationaltrainer hat auf sein Bauchgefühl gehört. Wir werden niemals erfahren, ob es mit Genoni im Tor anders gelaufen wäre. Note: 5,5. Bildquelle: Keystone/EPA/Toms Kalnins.
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Bild 3 von 25. Nico Hischier (Sturm, 4 Spiele, 1 Tor, 2 Assists). Seine Fähigkeit, schwierige Dinge spielend leicht aussehen zu lassen, ist ausserordentlich. In Sachen Spielintelligenz macht dem Devils-Captain keiner was vor. Sein Tor zum 1:1 gegen Kanada wird man so schnell nicht vergessen. Beim wichtigsten Spiel aber konnte Hischier der Partie nicht seinen Stempel aufdrücken. Note: 4,5. Bildquelle: Freshfocus/Claudio Thoma.
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Bild 4 von 25. Nino Niederreiter (Sturm, 7 Spiele, 4 Tore, 1 Assist). Ein Kämpfer vor dem Herrn. Ging als Captain immer mit vollem Einsatz und voller Leidenschaft voran. War sich für kein Bandengerangel zu schade und kam seinen Mitspielern wenn nötig immer zur Hilfe. Seine Leader-Qualitäten wären im Viertelfinal gefragt gewesen. Da kam aber auch von Niederreiter zu wenig. Note: 5. Bildquelle: Keystone/Salvatore Di Nolfi.
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Bild 5 von 25. Jonas Siegenthaler (5 Spiele, 2 Tore, 0 Assists). Bildete gemeinsam mit Dean Kukan das Top-Verteidigungspaar. Während Kukan eher für die offensiven Akzente sorgte, stellte Siegenthaler seine Qualitäten in der Defensive unter Beweis. Für ihn eher ungewöhnlich traf der Devils-Verteidiger 2 Mal innert weniger Tage ins Schwarze. Stand auch gegen Deutschland seinen Mann. Note: 5,5. Bildquelle: Keystone/Salvatore Di Nolfi.
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Bild 6 von 25. Kevin Fiala (Sturm, 6 Spiele, 1 Tor, 5 Assists). Stiess aufgrund eines Reha-Programms etwas später zum Team nach Riga. Die Erwartungen in den 26-Jährigen waren gross, vielleicht zu gross. Sein Spielwitz blitzte gelegentlich auf, er wechselte sich aber mit teils haarsträubenden Ungenauigkeiten ab. Von seinen 20 Torschüssen fand nur einer den Weg in die Maschen. Note: 4. Bildquelle: Keystone/Salvatore Di Nolfi.
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Bild 7 von 25. Tanner Richard (Sturm, 8 Spiele, 1 Tor, 4 Assists). Einer der Eckpfeiler im über weite Strecken guten Unterzahlspiel der Schweizer. Nervt seine Gegenspieler mit seiner Hartnäckigkeit und provoziert so auch Strafen. Hat seine Rolle als Anführer der «Energy Line» verlässlich erfüllt. Note: 5. Bildquelle: Jonas Siegenthaler.
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Bild 8 von 25. Marco Miranda (Sturm, 8 Spiele, 2 Tore, 4 Assists). Stellte den Gegner mit seiner Wasserverdrängung oft vor Probleme. Gehört in der Nati nicht zu den feinsten Technikern, aber gewiss zu den ehrlichsten Arbeitern. Mit 6 Skorerpunkten aus 8 Spielen hat Miranda die Erwartungen in Sachen Offensiv-Produktion übertroffen. Note: 5. Bildquelle: Freshfocus/Claudio Thoma.
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Bild 9 von 25. Denis Malgin (Stürmer, 6 Spiele, 2 Tore, 4 Assists). Sein Speed, seine Übersicht und sein Direktschuss sind eine Augenweide. Gegen die physisch robusteren Mannschaften vermochte sich Malgin aber nicht mehr stark zu entfalten. Im Viertelfinal fehlte er krankheitsbedingt und wurde schmerzlichst vermisst. Das Schweizer Aus allein an seinem Fehlen festzumachen, würde aber viel zu kurz greifen. Note: 4,5. Bildquelle: Freshfocus/Claudio Thoma.
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Bild 10 von 25. Christian Marti (Verteidigung, 8 Spiele, 1 Tor, 1 Assist). Wurde etwas überraschend neben Nino Niederreiter und Andres Ambühl in die Top 3 der besten Schweizer Spieler der WM gewählt. Erzielte gegen die Slowakei das wichtige 3:2 und feierte seine Torpremiere im Nationalteam. Hinten eine Bank, vorne fühlt er sich weniger wohl als andere. Note: 5. Bildquelle: Freshfocus/Claudio Thoma.
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Bild 11 von 25. Romain Loeffel (Verteidigung, 8 Spiele, 2 Tore, 1 Assist). Konnte sich dank Christian Martis Defensiv-Qualitäten auch offensiv regelmässig einschalten. Ab dem Tschechien-Spiel orchestrierte Loeffel zudem die erste Schweizer Powerplay-Formation. Was zu Beginn noch funktionierte, kam immer mehr ins Stocken. Im Viertelfinal kam auch vom Scharfschützen zu wenig. Note: 4,5. Bildquelle: Freshfocus/Claudio Thoma.
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Bild 12 von 25. Janis Moser (Verteidigung, 7 Spiele, 1 Tor, 1 Assist). Der Start war verheissungsvoll, über das ganze Turnier gesehen konnte Moser sein grosses Potenzial aber zu selten abrufen, speziell offensiv. Fiel in den meisten Partien kaum auf, sowohl negativ als auch positiv. Als Verteidiger grundsätzlich nichts Schlechtes, doch vom 31-Punkte-Mann in der NHL hatte man etwas mehr erwartet. Note: 4,5. Bildquelle: Keystone/Salvatore Di Nolfi.
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Bild 13 von 25. Dean Kukan (Verteidigung, 7 Spiele, 0 Tore, 4 Assists). Einer der wichtigsten Verteidiger von Trainer Patrick Fischer. Seine Ruhe mit und ohne Scheibe ist für die Nati Gold wert, nicht zuletzt wenn es darum geht, den Puck kontrolliert aus der eigenen Zone zu bringen. Sehr verlässlich, begeht kaum Fehler. Note: 5,5. Bildquelle: Freshfocus/Claudio Thoma.
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Bild 14 von 25. Andres Ambühl (Sturm, 8 Spiele, 4 Tore, 1 Assist). Nach eher bescheidenen Leistungen in den ersten 4 Spielen trumpfte «Büehli» am mittleren Wochenende mit 3 Toren gegen Kanada und Tschechien gross auf. Beeindruckend, welch Energie und Leidenschaft Ambühl auch mit bald 40 Jahren noch aufbringt. Gegen Deutschland blieb aber auch der Rekordmann blass. Note: 5. Bildquelle: Freshfocus/Claudio Thoma.
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Bild 15 von 25. Enzo Corvi (Sturm, 8 Spiele, 0 Tore, 6 Assists). Von seiner Passgenauigkeit und Übersicht kann jeder profitieren. Hat er die Scheibe erst einmal unter Kontrolle, ist er kaum vom Puck zu trennen. Im Viertelfinal brachte auch ihn die Schweizer Machtlosigkeit zur Verzweiflung, was auch Undiszipliniertheiten zur Folge hatte. Note: 5. Bildquelle: Freshfocus/Claudio Thoma.
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Bild 16 von 25. Tobias Geisser (Verteidigung, 6 Spiele, 1 Tor, 0 Assists). War in der Verteidiger-Hierarchie zuhinterst anzutreffen und bekam nur wenig Zeit, sein Können zu beweisen. Ein sicherer Wert in der Defensive, gewinnt viele Zweikämpfe und geht in der eigenen Zone keine unnötigen Risiken ein. Gegen Deutschland musste er überzählig zuschauen. Note: 5. Bildquelle: Freshfocus/Claudio Thoma.
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Bild 17 von 25. Gaëtan Haas (Sturm, 8 Spiele, 1 Tor, 5 Assists). Schlittschuhläuferisch kann er es mit allen aufnehmen. Wenn der Bieler Center erstmal Speed aufnimmt, kommen die Gegenspieler reihenweise zu spät. Bildete mit den Flügeln Marco Miranda und Dario Simion die wohl beste 3. Linie des Turniers. Nur im Viertelfinal brachte auch dieses Trio die erforderten PS nicht auf. Note: 5. Bildquelle: Keystone/Salvatore Di Nolfi.
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Bild 18 von 25. Fabrice Herzog (Sturm, 8 Spiele, 1 Tor, 2 Assists). Erfüllte seinen Part als Rollenspieler in der 4. Sturmreihe solide. Störte das gegnerische Team mit frühem und aggressivem Forechecking in der eigenen Zone und provozierte so wertvolle Scheibengewinne für die Nati. Note: 4,5. Bildquelle: Freshfocus/Claudio Thoma.
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Bild 19 von 25. Andrea Glauser (Verteidigung, 7 Spiele, 1 Tor, 1 Assist). Ist dem Gegenspieler oftmals schon einen Schritt voraus und verhindert dadurch den Körperkontakt. Bei Glauser hat man das Gefühl, dass etwas mehr Mut zum Risiko drin liegen würde. Die Basics beherrscht der 27-Jährige bestens. Note: 5. Bildquelle: Keystone/Salvatore Di Nolfi.
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Bild 20 von 25. Dario Simion (Stürmer, 8 Spiele, 2 Tore, 3 Assists). Machte in einer Linie gemeinsam mit Gaëtan Haas und Marco Miranda einen guten Job. Im Spiel mit der Bande ist der Zuger Stürmer speziell wertvoll. Und auch vor dem gegnerischen Tor sorgte Simion für Unruhe. War im Viertelfinal – wie so viele Schweizer – kein Faktor. Note: 4,5. Bildquelle: Keystone/Salvatore Di Nolfi.
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Bild 21 von 25. Michael Fora (Verteidigung, 8 Spiele, 0 Tore, 2 Assists). Ab und zu etwas ungestüm, doch alles in allem ein grundsolides Turnier. Keiner im Schweizer Team hat eine bessere Plusminus-Bilanz aufzuweisen als Fora (+6). Note: 5. Bildquelle: Keystone/Salvatore Di Nolfi.
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Bild 22 von 25. Christoph Bertschy (Sturm, 7 Spiele, 1 Tor, 2 Assists). Stets bemüht, seine Geschwindigkeit gewinnbringend einzusetzen. Dies gelang in Riga zu selten. Zwar brachte Bertschy die Scheibe regelmässig gekonnt in die Zone, im Anschluss fehlte es aber an Effektivität. Note: 4. Bildquelle: Keystone/Salvatore Di Nolfi.
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Bild 23 von 25. Sven Senteler (Sturm, 6 Spiele, 0 Tore, 1 Assist). Musste wiederholt mit der Rolle des 13. Stürmers vorliebnehmen. Seine Robustheit und seinen Speed vermochte der WM-Debütant speziell in der ersten Turnierwoche erfolgreich einzusetzen. Sein Einfluss auf das Schweizer Spiel wurde aber von Spiel zu Spiel kleiner. Note: 4,5. Bildquelle: Keystone/Salvatore Di Nolfi.
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Bild 24 von 25. Damien Riat (Sturm, 5 Spiele, 1 Tor, 3 Assists). Erhielt von allen verfügbaren Stürmern am wenigsten Spielzeit. Wenn der Lausanne-Flügel auf dem Eis stand, konnte er sich gut in Szene setzen. Das gilt jedoch nicht für den Viertelfinal, in dem er in der 1. Linie mit Nico Hischier und Kevin Fiala überhaupt nicht zur Geltung kam. Note: 4,5. Bildquelle: Freshfocus/Claudio Thoma.
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Bild 25 von 25. Joren van Pottelberghe (Goalie, 1 Spiel, 85,71% Fangquote). Kam als Nummer 3 unter den Goalies einzig im sportlich bedeutungslosen letzten Gruppenspiel gegen Gastgeber Lettland zum Zug. Konnte leider keine Werbung in eigener Sache machen. Sah beim zweiten lettischen Treffer schlecht aus und konnte die einzige Schweizer Niederlage in der Vorrunde nicht verhindern. Zu wenige Einsätze für eine Benotung. Bildquelle: Keystone/Salvatore Di Nolfi.
Nicht in die Bewertung flossen die Leistungen von Calvin Thürkauf ein. Der Lugano-Stürmer verletzte sich früh im zweiten Gruppenspiel gegen Norwegen an der Schulter und musste für den Rest der WM Forfait geben. Bis zum Zeitpunkt seiner Verletzung steuerte Thürkauf in total 13:02 Minuten Eiszeit 1 Tor und 1 Assist bei.