- Die Schweiz erhält an der WM 2022 in Katar im Achtelfinal von Portugal eine Lektion erteilt und unterliegt 1:6.
- Zum Matchwinner avanciert ausgerechnet Cristiano Ronaldos Stellvertreter Gonçalo Ramos, der einen Dreierpack schnürt.
- Im Viertelfinal treffen die Lusitaner auf Marokko.
Die hohen Ziele dieser organisch gewachsenen «goldenen Generation», die kühnen Träume der mit Vorschusslorbeeren bedachten Nati an ihrem vermeintlichen Höhepunkt: Sie platzten im Achtelfinal auf brutalstmögliche Art. Die Schwächen der überforderten, blutleer agierenden Yakin-Equipe wurden vom prächtig aufgelegten Portugal gnadenlos aufgedeckt. Mit einem 1:6-Debakel endete das WM-Abenteuer.
Dass Cristiano Ronaldo, dessen mögliche Bank-Verbannung wie eine Wolke über dem Lusail Stadium geschwebt hatte, tatsächlich 73 Minuten lang draussen schmorte, bescherte der Nati dabei keinen Vorteil. Zu dominant waren auf den Flügeln die Taktgeber João Felix und Bruno Fernandes. Zudem nahm ein 21-Jähriger Ronaldos Position ein, der derart eiskalt auftrat, dass man sich die Klimaanlagen hätte sparen können: Mit einem Hattrick machte Gonçalo Ramos, zuvor in Katar erst 10 Minuten im Einsatz, die temporäre «CR7»-Absenz vergessen.
Frankreich wiederholt sich nicht
Mit den Erinnerungen an die EM im Vorjahr, in der die Schweiz im Achtelfinal ein 1:3 gegen Frankreich gedreht hatte, hofften die Nati-Fans, in Lusail Zeuge einer ähnlich magischen Fussballnacht zu werden. Dem 0:2-Halbzeitrückstand zum Trotz. Doch 5 Minuten nach Wiederanpfiff musste Yann Sommer den Ball zum 3. Mal aus dem Netz holen. Ramos war schneller gewesen als der eingewechselte Eray Cömert und stocherte den Ball ins Tor.
Nur 4 Zeigerumdrehungen später kam Portugal nach wenigen Vertikalpässen zu einem 3-gegen-2 – das im 4:0 Raphael Guerreiros mündete. Dass Manuel Akanji nach einem Eckball auf 1:4 stellte (58.), vermochte höchstens den Puls unverbesserlicher Optimisten leicht zu steigern. Schon in der 67. Minute war dieses Strohfeuer gelöscht – Ramos zog alleine auf Sommer los, wieder blieb der Benfica-Akteur eiskalt. Joker Rafael Leão stellte gar noch auf 6:1 (90.+2).
Ein Systemwechsel mit Folgen
Eine lange Anfangsphase des Abtastens hatte nach 17 Minuten abrupt geendet. Der 1. Abschluss führte zum 1:0. Ramos erwischte, vom passiven Fabian Schär begleitet, Sommer wuchtig im nahen Eck. Auch das 2:0 (33.) stellte der Defensive kein gutes Zeugnis aus: Nach einem Eckball liess der 39-jährige Pepe – Edimilson Fernandes hatte ihn aus Augen und Sinn verloren – im Luftduell Akanji und Schär alt aussehen.
Allgemein bekundete der Defensivverbund Mühe. Ohne den erkälteten Silvan Widmer stellte Murat Yakin auf Dreierkette um, was gründlich misslang. Der neu ins Team gerückte Fernandes liess sich rechts Mal um Mal vom agilen Felix abkochen. Auch das Mittelfeld fand selten Zugriff, die zuletzt so starken Granit Xhaka, Djibril Sow und Xherdan Shaqiri blieben wie Ruben Vargas und Remo Freuler weitgehend unsichtbar.
Den möglichen Anschlusstreffer vergaben Shaqiri und Freuler, die am in Rothrist geborenen Portugiesen-Keeper Diogo Costa scheiterten. Ersterer versuchte es mit einem Freistoss aus 30 Metern, Freuler blieb per Kopf hängen. Zumindest die Vorentscheidung konnte vorerst verhindert werden, Sommer parierte mirakulös gegen Ramos (42.). Es sollte letzten Endes nur der Resultatkosmetik dienen.
So geht's weiter
Während die Nati die Heimreise antritt, bestreitet Portugal seinen Viertelfinal gegen Marokko am Samstag ab 16 Uhr live bei SRF.