645 Millionen Euro ist der Marktwert von WM-Sieger Argentinien. Ganz schön viel, und trotzdem nur knapp halb so viel wie England, mit 1,26 Milliarden Euro die teuerste Nationalmannschaft der Welt. Die preisliche Spannweite war in Katar in beide Richtungen enorm: Mit Brasilien und Frankreich überschreiten zwei weitere Mannschaften die Milliarden-Euro-Grenze. Demgegenüber stehen Mannschaften wie Costa Rica oder Australien, deren Spieler zusammengezählt einen Marktwert von weniger als 50 Millionen Euro haben. Trotzdem hat Australien den Achtelfinal erreicht, während das teure Deutschland (885 Mio. Euro) in der Gruppenphase gescheitert ist. Wie viel hilft also ein hoher Marktwert an der WM?
Die Fifa berechnet keine offizielle WM-Rangliste, weshalb wir sie selber nach der gängigen Punktvergabe im Fussball erstellen. Die Team-Marktwerte ermittelt das Online-Portal transfermarkt.de. Liegt eine Nationalmannschaft in der WM-Rangliste weiter vorne als im Marktwert-Ranking, spielte sie besser als der Marktwert, liegt sie darunter, spielte sie schlechter.
Was auffällt: Die Schweizer Nati schnitt seit 2014 immer leicht besser ab, als es ihr Marktwert vermuten liesse.
Nach dem 1:6 im Achtelfinal gegen Portugal steht die Schweiz in der inoffiziellen WM-Rangliste auf Platz 12. In Katar musste sich die Nati in der teuersten Gruppe der WM durchsetzen – und hat mit Serbien eines der 13 Teams ausgeschaltet, deren Marktwert höher eingeschätzt wird als jener der Schweizer Auswahl.
Für Serbien bedeutete die Niederlage gegen die Schweiz mit einem einzigen Punkt aus dem Unentschieden gegen Kamerun den enttäuschenden 29. WM-Rang. Im Vergleich zu ihrem 12. Rang im Marktwert-Ranking ist das eine Verschlechterung von 17 Rängen – Negativrekord in Katar.
Dass man auch mit einem niedrigeren Marktwert als die Schweiz für Aufsehen sorgen kann, beweisen die drei Teams, die sich gegenüber des Marktwert-Rankings in der WM-Rangliste die meisten Plätze gutgemacht haben: Australien, Japan und Marokko.
Marokko kämpfte sich mit einem Marktwert von 241 Millionen Euro bis in den Halbfinal vor und schaltete unterwegs mit Spanien (877 Millionen) und Portugal (937 Millionen) deutlich wertvollere Teams aus.
Die grösste Differenz im Marktwert, in dem das günstigere Kader gewann, gab es übrigens in der Vorrunde. Saudi-Arabien, mit 25 Millionen Euro als gesamtes Team günstiger als die Schweizer Manuel Akanji oder Granit Xhaka alleine, schlug die 25-mal wertvolleren Argentinier.
Kroatien schaffte es in Katar erneut, mit den ganz teuren Teams mitzuhalten – obwohl die kroatische Auswahl mit einem Marktwert von 377 Mio. Euro im Mittelfeld der WM-Teilnehmer ist. Das, nachdem Kroatien sich bereits 2018 als zehntteuerste Mannschaft auf den 2. Platz gekämpft hatte.
Die wertvollsten Teams enttäuschen 2022
«It’s not coming home»: England als wertvollstes Team musste seine Titelträume nach der Viertelfinal-Niederlage gegen Frankreich begraben. Und auch für die zweitwertvollste Mannschaft Brasilien bedeutete der Viertelfinal Endstation.
Damit nimmt seit langer Zeit keines der zwei teuersten WM-Teams den Titel nach Hause. Die Ausnahme unter den teuersten Nationalmannschaften ist die französische Auswahl, die mit Torschützenkönig Kylian Mbappé den wertvollsten Spieler des Turniers dabeihatte. Sie ist aus den sechs wertvollsten Mannschaften die einzige, die an der WM besser abschnitt als im Marktwert-Ranking.
Frankreich bricht zudem die Reihe an Weltmeistern, die an der nächsten WM in der Gruppenphase ausscheiden: 2010 geschah das Italien, 2014 Spanien und 2018 der deutschen Nationalmannschaft – die 2022 erneut nicht über die Gruppenphase hinaus kam. Damit ist Deutschland zweimal in Folge das wertvollste Team, das die Finalrunde verpasst.