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Fragen & Antworten zur WM 2034 Sportlicher Grossinvestor mit trüber Menschenrechtsbilanz

Wie erwartet wurde die Fussball-Weltmeisterschaft 2034 nach Saudi-Arabien vergeben. Was bedeutet diese Wahl?

Warum eigentlich Saudi-Arabien? Die Vergabe der Fussball-WM 2034 an Saudi-Arabien ist kein Zufall. Das Königreich investiert seit Jahren viele Milliarden in den Sport, ist durch weltweites Sponsoring und ein sportpolitisches Grossnetzwerk längst ein Big Player. Das Land mit rund 37 Millionen Einwohnern, das etwa 6 Mal so gross ist wie Deutschland, träumt neben der Fussball-WM auch schon von Olympia. Der rote Teppich wurde bereits ausgerollt. Das Internationale Olympische Komitee sicherte Saudi-Arabien die Austragung der olympischen E-Sport-Spiele ab 2025 zu.

Blick auf das Stadion im Licht des Sonnenuntergangs
Legende: Soll 92'000 Fans Platz bieten Das König Salman Stadion in Riad im Modell. Hier sollen die Eröffnungszeremonie und der Final stattfinden. Getty Images/Populous

Gab es keine anderen Bewerber? Das Fifa-Council um Gianni Infantino hat mit mehreren (einstimmig getroffenen) Entscheidungen dafür gesorgt, dass de facto nur die Asiatische Konföderation (AFC) als Ausrichter 2034 übrigblieb: So wurden die Kandidaturen für 2030 (Spanien/Portugal/Marokko sowie Uruguay/Paraguay/Argentinien) zusammengelegt und damit ein Drei-Kontinente-Turnier kreiert. Aufgrund des beschleunigten Vergabeverfahrens verzichtete dann auch Australien als möglicher Konkurrent innerhalb der AFC auf eine Bewerbung.

Warum gibt es Kritik an der Vergabe der WM 2034? Kritiker werfen der Fifa unter ihrem Präsidenten Infantino vor, dass sie den grossen Geldgebern hörig sei. Im April 2024 verkündete der Weltverband einen Sponsoren-Deal mit dem grössten saudi-arabischen Ölkonzern Aramco. Dagegen protestierten mehr als 100 Topspielerinnen in einem offenen Brief, in welchem sie auf die prekäre Lage der Menschenrechte im Land hinwiesen.

Wie steht es um die Menschenrechtslage? Die Fifa geht im jüngsten Prüfbericht von einem «mittleren Risiko» beim Blick auf die Menschenrechte aus. Dabei beruft sich die Fifa auch auf eine Bewertung einer in Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad ansässigen Kanzlei. Menschenrechtler bezeichnen das Rating als «künstlich eingeschränkt, irreführend und übermässig positiv». Human Rights Watch spricht von einem «gefälschten Evaluierungsprozess» und befürchtet «unvorstellbare menschliche Kosten», namentlich für Wanderarbeiter und ihre Familien. Laut Amnesty International ist Saudi-Arabiens Menschenrechtsbilanz «desaströs». Die Organisation weist auf die fehlende Meinungsfreiheit, das Gewerkschaftsverbot, die Unterdrückung von Frauen- und Menschenrechtsaktivistinnen sowie von LGBT+-Personen hin.

Was sind die Folgen einer WM in Saudi-Arabien? Für das Turnier sind umfangreiche Baumassnahmen nötig wie beispielsweise 11 neue und 4 renovierte Stadien. Es wird mit pünktlichen Einweihungen gerechnet. Dazu gelten die klimatischen Bedingungen im Sommer als riskant; wie bereits 2022 dürfte im europäischen Winter gespielt werden, was erneut Umstellungen in den Saisonplänen anderer Fussball-Wettbewerbe zur Folge hat.

Wie steht es um die Fussball-Kultur im Land? Die Profiliga Saudi-Arabiens (SPL) stellte an der EM 2024 so viele Spieler wie keine andere aussereuropäische Liga​. Neben Cristiano Ronaldo, Neymar oder Karim Benzema kicken zahlreiche bekannte Stars im Land des sechsfachen WM-Teilnehmers. Den grössten Erfolg feierte das Nationalteam 1994, als bei der ersten WM-Teilnahme gleich die Achtelfinals erreicht wurden. 2022 in Katar schlug Saudi-Arabien sensationell den späteren Weltmeister Argentinien, schied dann aber dennoch als Gruppenletzter aus. Seit 2020 gibt es in Saudi-Arabien auch eine nationale Frauen-Liga.

Radio SRF 3, Nachmittagsbulletin, 10.12.2024, 16:31 Uhr ; 

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