Interessierten Schweizer Fussballfans dürfte Charles Pickel noch aus seinen Zeiten bei den Grasshoppers oder Neuchâtel Xamax ein Begriff sein. Zwischen 2016 und 2019 stand er 49 Mal in der Super League auf dem Platz. Nach zwei Jahren in Grenoble und einem Jahr in Famalicao zog es Pickel nach Italien zur US Cremonese. Seit wenigen Monaten ist er Nationalspieler der DR Kongo.
Aktuell sorgt Pickel gerade mit seiner Nationalmannschaft am Afrika-Cup in der Elfenbeinküste für Furore. Mit der Auswahl der DR Kongo steht der gebürtige Solothurner im Halbfinal des afrikanischen Kontinentalturniers. Pickel, der für diverse Schweizer U-Nationalmannschaften über 20 Spiele absolviert hatte, debütierte erst im vergangenen September für den Kongo.
Seine Entscheidung zahlte sich vollkommen aus. Von 13 möglichen Länderspielen absolvierte er deren 12. Beim Afrika-Cup stand der vielseitige Mittelfeldspieler bisher in allen Partien in der Startelf und könnte mit der kongolesischen Nationalmannschaft erstmals seit 50 Jahren wieder die Kontinentalmeisterschaft gewinnen.
Es ist kein Entscheid gegen die Schweiz. Ich werde der erste Fan der Schweizer Nati sein und sie immer verfolgen.
Den schweren Entscheid, für wen er spielen möchte, fällte Pickel auch wegen der Wertschätzung der Verantwortlichen des kongolesischen Verbandes, die er als positiv empfand. Für Pickel war es ein Entscheid pro Kongo: «Es ist kein Entscheid gegen die Schweiz. Ich werde der erste Fan der Schweizer Nati sein und sie immer verfolgen.»
Der erste Titel seit 50 Jahren winkt
Obwohl bis zum Titel noch zwei Siege fehlen, werden die Spieler in der DR Kongo in ihrer Heimat jetzt schon als Helden betitelt, meint Pickel. Doch dann wird er ernster, denn im Osten des Landes wüte ein Krieg, der medial nicht viel beachtet werde. Es bedeute ihm sehr viel, den Menschen in der Heimat seiner Mutter trotz der schwierigen Lage mit dem Erfolg am Afrika-Cup eine Freude zu bereiten. «Das ist unbezahlbar», sagt der 26-Jährige.
Man spürt schon die Anspannung der Leute hier und natürlich wird es eines der grössten Spiele meiner Karriere.
Den nächsten Schritt zum Titel können Pickel, Meschack Elia (YB) und Co. am Mittwochabend vollziehen. Im Halbfinal steht das Duell mit Gastgeber Elfenbeinküste in Abidjan an. Die Vorfreude auf dieses Spiel ist bei Pickel riesig: «Man spürt schon die Anspannung der Leute hier, und natürlich wird es eines der grössten Spiele meiner Karriere.»
Diesem Halbfinal an einem für Pickel speziellen Turnier gehört jetzt auch sein voller Fokus. Auf eine angesprochene WM-Qualifikation mit dem Kongo will er noch keine Gedanken verschwenden, denn sie stünden wenige Schritte davor, Geschichte zu schreiben. Am Kapitel der ersten WM-Teilnahme seit 1974 kann der Kongo nach dem Afrika-Cup weiterschreiben. Und für Pickel steht in der Serie B mit Cremonese das Aufstiegsrennen an.