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Krise bei den «Eisernen» Urs Fischer und Union Berlin: Wie nahe ist das Ende?

Die Krise bei Union Berlin spitzt sich mit dem Pokal-Aus weiter zu. Trainer Urs Fischer gibt sich kämpferisch, doch sein Stuhl wackelt.

Urs Fischer
Legende: Es will nicht mehr klappen Urs Fischer steckt mit Union in einer grossen Krise. IMAGO / ActionPictures

Seit 5 Jahren und 4 Monaten amtet Urs Fischer mittlerweile als Trainer von Union Berlin. In 62 dieser 64 Monate ging es bei den «Eisernen» praktisch immer nur aufwärts, der Erfolg der Köpenicker gipfelte im letzten Frühling mit der sensationellen Qualifikation für die Champions League.

Mit Ausnahme von Freiburgs Christian Streich verdiente sich wohl kein Bundesliga-Coach eine grössere Jobgarantie als Fischer. Doch im Fussball geht es bekanntlich schnell. Nach zwei miserablen Monaten mit 11 Pflichtspiel-Niederlagen in Serie droht die Erfolgsgeschichte zwischen Union und Fischer in die Brüche zu gehen. Was noch vor wenigen Wochen undenkbar schien, ist plötzlich wahrscheinlich.

Audio
Fischer im Interview nach der nächsten Niederlage (ARD/Andres Köstler)
04:34 min Bild: Imago Images
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 34 Sekunden.

Nicht mehr im Gleichgewicht

Zu behaupten, die Champions League habe sich für die Unioner vom Traum zum Albtraum entwickelt, mag übertrieben sein. Doch auf der Suche nach Gründen für den Berliner Absturz kommt man an der «Königsklasse» nicht vorbei.

Um sich für den europäischen Elite-Wettbewerb schick zu machen, griffen die Klub-Verantwortlichen zu Mitteln, die für Union untypisch sind. Mit Leonardo Bonucci, Robin Gosens und Kevin Volland wurden drei international angesehene Spieler verpflichtet. Zuvor war Union Berlin dafür bekannt gewesen, überspitzt gesagt, mit «No-Names» das Maximum herauszuholen – der unbestrittene Star war die Mannschaft.

Nun hat Fischer auch mit verschiedenen Egos innerhalb des Teams zu kämpfen. Unlängst zeigte sich der italienische Europameister Bonucci «not amused» darüber, dass er in der Champions League gegen Napoli 90 Minuten lang auf der Bank ausharren musste.

Gleichzeitig dürften auch gewisse andere, dienstältere Spieler mit ihrer Rolle unzufrieden sein. Schliesslich waren sie es, die Union letzte Saison in die Champions League geführt hatten. Zusehen zu müssen, wie ihnen nun international renommierte Namen vorgezogen werden, birgt durchaus Konflikt-Potenzial. Wie ein funktionierendes Ökosystem, das plötzlich mit verschiedenen Störfaktoren umzugehen hat.

Bekommt Fischer noch eine Chance?

Weil Fischer für diese Störfaktoren bisher noch keine Lösung fand, wird die Luft immer dünner. Union-Geschäftsführer Oliver Ruhnert stellte sich in den letzten Wochen immer hinter seinen Trainer, zuletzt nahm die Rückendeckung jedoch etwas ab.

Nach der Niederlage in Bremen am vergangenen Wochenende bestätigte Ruhnert, dass Fischer beim Pokalspiel in Stuttgart mit Sicherheit auf der Bank sitzen werde, weiter in die Zukunft wollte er aber nicht schauen. «Am Ende muss man immer alles hinterfragen, wenn es nicht läuft, das gehört dazu», sagte der Geschäftsführer.

Mittlerweile wissen wir: auch das Pokalspiel in Stuttgart ging aus Sicht der Unioner verloren. Was uns nun unweigerlich zur Frage bringt: Wird Fischer auch am Samstag im Bundesliga-Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt noch an der Seitenlinie stehen?

Radio SRF 3, Bulletin von 17:50, 28.10.2023 ; 

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