Nur gerade 10 Mal kam Noah Loosli in der abgelaufenen Bundesliga-Saison für Bochum zum Einsatz. Sein letzter Auftritt datierte vom 2. März, ehe im Rückspiel der Relegation gegen Fortuna Düsseldorf die grosse Stunde des ehemaligen GC-Verteidigers schlug. Loosli wurde in der 58. Minute eingewechselt und war Teil einer Mannschaft, die die 0:3-Hypothek aus dem Hinspiel im Penaltyschiessen noch drehte. In der Verlängerung rettete Loosli für sein Team zudem auf der Linie. Mit SRF Sport hat er über den historischen Abend gesprochen.
SRF Sport: Herzliche Gratulation zum Verbleib in der Bundesliga. Können Sie Ihre Gefühlslage beschreiben?
Noah Loosli: Vielen Dank. Es war ein grossartiger Abend, den ich ehrlich gesagt immer noch verarbeiten muss. Es sind sehr viele Emotionen auf mich eingeprasselt, darum brauche ich wohl noch ein paar Tage.
Nach dem 0:3 im Hinspiel bahnte sich der Abstieg an. Wie war die Stimmung im Team zwischen dieser Partie und dem Rückspiel?
So eine Stimmung habe ich in der Kabine selten erlebt. Es herrschte komplette Stille, als wäre die Welt untergegangen. Auch die nächsten Tage hatten wir mental damit sehr zu kämpfen. Dann haben wir uns einen Tag vor dem Rückspiel aufgerafft und jeder hat sich selber Mut zugesprochen. Wir haben uns gefragt: ‹Wenn die 3 Tore bei uns schiessen können, warum sollen wir bei ihnen nicht 3 Tore schiessen können?›. Spätestens nach dem frühen 1:0 haben wir alle gewusst, dass etwas drinliegt.
Wie hat es das Team geschafft, aus diesem mentalen Loch herauszufinden?
Das war bei jedem eine individuelle Sache. Die Stimmung war zuerst wirklich im Keller. Am Sonntag hat man aber gemerkt, dass die meisten den Schalter umlegen konnten. Auch wenn die Chance klein war, wollten wir alles dafür tun, das noch zu drehen.
Ich konnte mich nicht allzu lange freuen, das Spiel ging ja weiter.
Sie sind im Rückspiel beim Stand vom 1:0 eingewechselt worden. Es fehlten noch 2 Tore. Wie lautete die Devise des Trainers?
Mir war schon früh klar, auf welcher Position ich spielen werde, weil der Spieler, den ich ersetzen sollte, schon die gelbe Karte gesehen hat. Ich habe gewusst, was sein Job war und was mein Job sein wird, nämlich den Flügel von Düsseldorf in Schach zu halten. Bis auf eine Aktion ist mir das sehr gut gelungen.
Kurz vor Ende der Verlängerung verhinderten Sie einen Gegentreffer in extremis. Wie haben Sie diese Szene erlebt?
Das ging alles sehr schnell. Zuerst kam ein Eckball auf den zweiten Pfosten und dann lag ich plötzlich am Boden. Ein Schuss wurde zuerst von einem Spieler geblockt, dann kam eine Flanke, die der Goalie nicht parieren konnte. Dann hatte ein Stürmer von Düsseldorf freie Schussbahn und ich versuchte einfach, mich hinein zu werfen. Ich hoffte, dass der Ball mich irgendwie trifft und nicht ins Tor geht. Das war eine riesige Erleichterung, allerdings konnte ich mich nicht allzu lange freuen, das Spiel ging ja weiter.
Was war nach dem Krimi und dem Klassenerhalt los?
Das habe ich so noch nie erlebt. Man ist so erleichtert und glücklich, das Ziel doch noch erreicht zu haben. Auf dem Platz haben wir uns alle geherzt und in der Kabine ging die Party weiter. Es ging relativ lange, bis wir die Rückfahrt nach Bochum antreten konnten. Dort haben erneut zahlreiche Fans auf uns gewartet. Es wurde ziemlich spät, bis ich nach Hause gekommen bin.
In den letzten 10 Meisterschaftspartien sind Sie nicht zum Einsatz gekommen. Wie lautet Ihr persönliches Fazit zur abgelaufenen Saison?
Als Mannschaft haben wir das Ziel erreicht und das Mannschaftsziel steht über allem. Persönlich hätte ich mir mehr Spielzeit erhofft, weil ich gute Leistungen gezeigt habe. Entsprechend hatte ich Hoffnungen, dass meine Einsatzzeiten steigen werden. Leider kam es nicht dazu. Ich hoffe, dass ich nächste Saison wieder angreifen kann.
Sie haben bei Bochum noch 2 Jahre Vertrag. Welche Ziele verfolgen Sie?
Das oberste Ziel ist, erstklassig zu bleiben. Im Vergleich zu anderen Klubs haben wir beschränkte Möglichkeiten. Darum brauchen wir den Zusammenhalt im Team. Persönlich möchte ich mir einen Stammplatz erkämpfen, das traue ich mir absolut zu. Aufgeben ist keine Option.
Das Gespräch führte Joel Stalder.