Vor 2 Jahren wurden die Schweizer Nationalmannschaft und ihr Trainer Murat Yakin noch gefeiert. Dank eines 4:0-Erfolgs gegen Bulgarien und viel Schützenhilfe von Nordirland sicherte sich die Nati in einer schwierigen Gruppe mit Italien Platz 1 und somit das direkte Ticket für die WM 2022.
Die dazumal entfachte Euphorie hat seit dem krachenden WM-Achtelfinal-Aus gegen Portugal sukzessive abgenommen und ist allerspätestens seit dem 1:1 gegen Israel in der EM-Quali gar nicht mehr vorhanden. Nicht beim Team und schon gar nicht bei den Schweizer Medien.
Klar, die Nati hat in der auf dem Papier schwächsten Quali-Gruppe noch immer 2 Matchbälle, um sich für die EM-Endrunde in Deutschland zu qualifizieren. Doch trotz der noch immer guten Ausgangslage ist sich die Medienlandschaft hierzulande einig: Im Schweizer Team liegt so einiges im Argen. Und der Hauptverantwortliche dafür sei – wie so oft – der Trainer.
- Tages-Anzeiger: «Yakin ist verbraucht, zumindest der Yakin, der den permanenten Systemausfällen gerade in den letzten Minuten der Spiele gegen Rumänien, im Kosovo, gegen Weissrussland und nun gegen Israel so rat- und hilflos begegnet. In Felcsut steht er so teilnahmslos an der Seitenlinie, wie seine Mannschaft nach der Pause auftritt. Er ist ihr Spiegelbild. Oder sie ist seines.»
Das Kader kommt nach wie vor zusammengeschustert daher. Und die Konflikte – vor allem mit dem die Mannschaft übermächtig dominierenden Xhaka – sind nicht bereinigt worden.
- CH Media: «Die Nati hat sich jüngst in eine Drama-Queen verwandelt. Hier ein Theater, da ein Nebenschauplatz, dort ein Geplänkel. Und in jenem Revier, wo es wirklich zählt, also auf dem Platz, war zuletzt wenig von Ernsthaftigkeit, Leidensfähigkeit und Widerstandsfähigkeit zu sehen. Das ist zwar gut für den Unterhaltungswert, weil die Nati so viele unfassbare Geschichten liefert. Aber es ist ein bisschen weniger gut für die Nati selbst, weil sie in ihrer Entwicklung stagniert. Und schlecht ist es für Murat Yakin, weil halt immer der Trainer der erste ist, der bei Schmuddelwetter vor die Tür treten muss.»
- Blick: «... Und wenn es klappt mit Deutschland 2024, werden Grundsatz-Fragen zu beantworten sein. Zum Beispiel jene, ob man mit Trainer Murat Yakin über die EURO hinaus verlängern will. Unter seiner Ägide waren kaum sportliche Fortschritte erkennbar. Das Kader kommt nach wie vor zusammengeschustert daher. Und die Konflikte – vor allem mit dem die Mannschaft übermächtig dominierenden Xhaka – sind nicht bereinigt worden.»
- NZZ: «Mit der Qualifikation würde sich Yakins Vertrag automatisch bis und mit der EM verlängern, in diesem Fall müsste es in den Zukunftsgesprächen eigentlich primär darum gehen, ob Yakin über den Sommer 2024 hinaus beschäftigt wird. Doch die vergangenen Monate lieferten kaum Argumente, wie Yakin diese Mannschaft weiterbringt – was in letzter Konsequenz zu der Frage führen müsste, ob es überhaupt sinnvoll wäre, mit Yakin an die EM zu reisen.»
Im Zentrum der Kritik steht neben Yakin einmal mehr auch Captain Granit Xhaka, der nach dem Spiel gegen Israel kommentarlos in den Katakomben verschwand und sich für Interviews nicht zur Verfügung stellte. Der Tages-Anzeiger geht gar so weit, dass er die Disharmonie zwischen Trainer und Captain als «Krux, welche diese Mannschaft lähmt» bezeichnet.
Die kritischen Stimmen rund um das Nationalteam werden in den nächsten Tagen nicht leiser werden. Noch haben es die Spieler in der Hand, auf dem Platz eine Antwort zu liefern. Dazu sind am Samstag in Basel gegen den Kosovo aber gleichermassen ein erfolgreiches Resultat wie auch eine überzeugende Leistung vonnöten.