Als im Regen von Basel das Resultat aus der Parallelpartie zwischen Israel und Rumänien verkündet wurde, hätte im St. Jakob-Park eigentlich Jubel ausbrechen müssen. Weil die Osteuropäer mit 2:1 gewannen, stand für die Schweizer Nationalmannschaft die vorzeitige Qualifikation für die EM 2024 in Deutschland fest. Doch so richtig freuen mochte sich nach dem 1:1 gegen Kosovo keiner der Schweizer Akteure.
Zu durchzogen war die Leistung der Mannschaft von Trainer Murat Yakin. Und das nicht nur im Duell mit den Kosovaren, sondern in der gesamtem EM-Qualifikation. Nach dem starken Auftakt im März (5:0 gegen Belarus und 3:0 gegen Israel) begann der Nati-Motor zu stottern. Dem Mini-Sieg gegen Andorra (2:1) folgte ein 2:2 gegen Rumänien nach zwei späten Gegentreffern. Letztere Partie kündigte wohl das Unheil für den kommenden Herbst an.
Ob beim 2:2 gegen Kosovo im September, dem 1:1 gegen Israel oder dem erneuten Remis gegen Kosovo am Samstag: Stets kassierte die Nati spät in einer Partie noch den Ausgleich, brachte den Vorsprung nicht über die Zeit. Das Muster wiederholte sich: Die Schweiz machte die Partie, ging in Führung und gab das Spiel dann doch noch aus den Händen.
Die sportliche Stagnation unter Trainer Yakin war in diesem Nationalmannschaftsjahr augenfällig. Auch wenn dieser stets betont, wie offensiv seine Auswahl spiele und wie unglücklich die Spielverläufe seien: Auf dem Platz vermochte die Nati zu selten über die gesamte Spieldauer zu überzeugen.
Dominiert wurde diese Kampagne weiter vom Hahnenkampf zwischen Captain Granit Xhaka und dem Trainer, auch wenn Letzterer am Samstag die Wogen zu glätten versuchte («Wir haben einen super Austausch untereinander»). Dies vermag aber nicht über das komplizierte Verhältnis zwischen dem Coach und seinem Captain hinwegzutäuschen. So lassen Xhakas Kritik an der Trainingsintensität beim Nati-Zusammenzug im September oder seine Unzufriedenheit über die Rolle auf dem Platz gegen den Kosovo Fragen zurück.
Dass die Qualifikation für die EM in einer Gruppe mit Gegnern wie Andorra (Weltnummer 159), Kosovo (105), Belarus (100) oder Israel (71) geschafft wurde, sollte für eine Mannschaft mit dem Kader der Nati mit gestandenen internationalen Stars wie Yann Sommer (Inter Mailand), Manuel Akanji (Manchester City) oder Xhaka (Bayer Leverkusen) als Mindestziel angesehen werden.
Analyse im Dezember
Der Nati stehen spannende Tage und Wochen bevor. Am Dienstag kommt es zum Direktduell um den Gruppensieg mit Rumänien. Sollte sich die Schweiz diesen holen (dazu müsste sie gegen die Osteuropäer gewinnen), würde sie bei der EM-Auslosung am 2. Dezember aus Topf 2 gezogen werden.
Danach folgt eine umfassende Analyse der EM-Qualifikation. Nati-Direktor Pierluigi Tami bestätigte bereits, dass diese noch im Dezember erfolgen wird. Spätestens dann wird die Entscheidung fallen, ob der Schweizerische Fussballverband mit Trainer Yakin an die EM reisen wird.