So klein die Verletzungssorgen aktuell beim Leader FC Zürich sind, so gross sind sie beim amtierenden Meister. Nicht weniger als 10 Spieler – darunter 4 Schweizer Internationale – stehen YB-Trainer David Wagner für den bevorstehenden Hinrunden-Endspurt in der Super League nicht zur Verfügung.
Zu den Abwesenden gehören auch die Nummern 1 und 2 im Berner Tor. Stammgoalie David von Ballmoos ist schon seit Ende Oktober mit einer Schulterverletzung ausser Gefecht gesetzt, sein Ersatz Guillaume Faivre zog sich beim 4:3-Sieg gegen Sion am vergangenen Wochenende eine Wadenblessur zu.
Da stellt sich die Frage: Wer soll das YB-Gehäuse am Mittwochabend im Topspiel gegen den FC Basel hüten?
Wagner hat zwei Optionen
In der Goalie-Hierarchie der Berner kommt nach Von Ballmoos und Faivre Leandro Zbinden. Der 19-Jährige amtete seit dem Ausfall der Nummer 1 als Backup für die Nummer 2. Für die 1. Mannschaft von YB absolvierte Zbinden noch keine einzige Pflichtspiel-Minute. Spielpraxis holte sich der schweizerisch-brasilianische Doppelbürger im YB-Nachwuchs in der Promotion League, wo er in dieser Saison bei 9 Einsätzen steht.
Die zweite Option von Wagner auf der Torwart-Position heisst Nicholas Ammeter. Der 21-Jährige wurde Ende November von Challenge-Ligist Aarau ausgeliehen. Ammeter scheint gegenüber Zbinden die leicht besseren Karten zu haben, zumal er es war, der am Sonntag eingewechselt wurde, als für Faivre in den Schlussminuten verletzungsbedingt Schluss war.
Fast eineinhalb Jahre ohne Einsatz
Für Ammeter wäre es eine Chance, sich auf der grösstmöglichen Bühne im Schweizer Klubfussball zu zeigen und seine Karriere neu zu lancieren. Denn hinter dem Schweizer Junioren-Internationalen liegt eine schwierige Zeit. Auf die Saison 2020/21 verlor Ammeter bei Aarau seinen Stammplatz, nachdem er in der Spielzeit zuvor keine einzige Meisterschaftsminute verpasst hatte. Von 100 auf 0 sozusagen, denn in der letzten Saison absolvierte der in New York geborene Schlussmann nicht ein einziges Pflichtspiel.
Auch in der laufenden Saison verbesserte sich die Situation von Ammeter nicht. In Aarau kam der 21-Jährige weiter nicht an Stammgoalie Simon Enzler vorbei, einzig im Schweizer Cup durfte er einmal ran. Mitte September der nächste Rückschlag: Handbruch, von vielen Sportverletzungen wohl eine der undankbarsten für einen Goalie.
Neue Chance, neues Glück?
Weil der Heilungsprozess schnell voranschritt, kehrte Ammeter früher als erwartet auf den Platz zurück. Es folgten die Leihe zu YB und erste Einsätze für die U21 in der Promotion League, ehe Ammeter am Sonntag erstmals Super-League-Luft schnuppern durfte.
Für YB mögen die Verletzungssorgen im Allgemeinen und die Ausfälle auf der Goalie-Position im Speziellen ein Fluch sein. Für Ammeter könnten sie – aus opportunistischer Sicht – ein Segen sein.