Daniel Wermelinger, der Chef der Schweizer Spitzenschiedsrichter, bringt die Einschätzung auf den Punkt. «Wir sind zufrieden, aber nicht zu hundert Prozent glücklich. Eine erste Analyse hat gezeigt, dass wir besser werden müssen.»
Besser werden heisst, umstrittene oder sogar falsche Entscheide auszuschliessen – und so auch hoch emotionale Diskussionen nach den Spielen zu vermeiden, wie sie sich im Besonderen nach den Partien Sion – Winterthur (0:1) und Basel – Zürich (0:2) Anfang Mai zugetragen haben.
Je mehr richtige Entscheide die Schiedsrichter auf dem Platz fällen, desto weniger ist das Einschreiten des Video Assistant Referees (VAR) nötig. Wermelinger wünscht sich auch mehr Zurückhaltung des VAR und eine entsprechend höher liegende Schwelle für Interventionen. «Der VAR soll nur dann eingreifen, wenn ein klarer Fehler vorliegt.»
Die eben zu Ende gegangene Saison war die vierte in der Super League, in der der VAR zum Einsatz kam. Im Vergleich zur vorletzten Meisterschaft gab es etwas weniger Überprüfungen. Bei 1232 Interventionen wurde der ursprünglich gefällte Entscheid in 74 Fällen geändert. Die Bestrebungen im Sinne der Fairness gehen auch aus technischer Warte weiter. Als zusätzliche Hilfe steht den Schiedsrichtern ab der nächsten Saison die kalibrierte Abseitslinie zur Verfügung.
Verbesserungen in Sachen Transparenz sollen auch Stellungnahmen der Schiedsrichter nach strittigen Szenen bringen. «In der Rückrunde der Saison 2022/23 haben mit Luca Cibelli, Lukas Fähndrich und Alessandro Dudic drei Referees Entscheide vor TV-Kameras begründet. Auf diesem Weg möchten wir bleiben», sagt Wermelinger. «Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass es dabei nicht um Rechtfertigungen geht, sondern darum, der Öffentlichkeit den Weg der Entscheidungsfindung zu erklären.»
Eine Herausforderung für das Spitzenschiedsrichterwesen bedeutet zudem die Aufstockung der Super League auf zwölf Teams. Zur Leitung der 38 Runden muss das Personal aufgestockt werden. «Es führt dazu, dass wir in der Super League bis zu sechs zusätzliche Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter brauchen, mit den gleichen Konsequenzen für die Challenge League», sagt Wermelinger.