Das Meisterrennen in der Super League wurde mit der Tabellenteilung so richtig lanciert. Doch der Kampf um den Titel ähnelt in dieser Spielzeit eher einem Schneckenrennen. Obwohl Titelverteidiger YB bisher alles andere als gefestigt auftrat und gar eine Trainerentlassung hinter sich hat, grüssen die Berner von der Tabellenspitze – dies vor allem, weil die Konkurrenz in regelmässigen Abständen patzt.
Bis kurz vor Weihnachten lagen der FC Zürich und St. Gallen nur zwei Zähler hinter YB zurück, beide Klubs verabschiedeten sich wegen Sieglosserien nach dem Jahreswechsel jedoch aus dem Titelrennen. Im Frühjahr schien Servette Kapital aus der Berner Krise schlagen zu können. Doch mit der Tabellenführung vor Augen gerieten auch die «Grenats» aus dem Tritt.
Tristesse im Herbst
Nun hat Lugano zum Angriff auf den Branchenprimus aus der Bundesstadt geblasen. Die Tessiner sind in der Super League das Team der Stunde. Lugano ist seit 9 Runden ungeschlagen und hat in dieser Zeitspanne satte 25 von 27 möglichen Punkten geholt. Zudem hat das Team von Trainer Mattia Croci-Torti am vergangenen Wochenende den dritten Cupfinal-Einzug in Serie unter Dach und Fach gebracht.
Weil die Luganesi im Herbst mit der Dreifachbelastung aus Meisterschaft, Cup und Conference League mehr schlecht als recht zurecht kamen, beträgt der Rückstand auf YB jedoch noch immer stattliche 6 Punkte. Mit einem Sieg am Samstag im Heimspiel gegen St. Gallen ständen die Berner dennoch unter Druck. Vor allem weil in der Championship Group auch noch ein Direktduell ansteht.
Keine falsche Bescheidenheit
Im Vergleich zu anderen (zwischenzeitlichen) YB-Verfolgern hat Coach Croci-Torti keinen Hehl aus seinen Ambitionen gemacht. Schon vor rund einem Monat – damals tütete sein Team den 6. Sieg in Folge ein – rief er Lugano als einer von drei Meisterkandidaten aus. «Drei Teams spielen um den Titel, das war in früheren Jahren nicht so. Wenn YB und Servette stolpern, müssen wir da sein», sagte der 42-Jährige gegenüber RSI.
Die Genfer Schwächephase hat Lugano gekonnt ausgenutzt und hofft nun auf einen Ausrutscher der Young Boys. Dass die «Bianconeri» selbst ins Stolpern geraten, scheint zumindest gegen St. Gallen nicht wahrscheinlich. Saisonübergreifend haben die Tessiner 4 Mal in Folge gegen die Ostschweizer gewonnen.