Es war eine äusserst erfreuliche letzte Biathlon-Weltcupsaison aus Schweizer Sicht. Da war die alles überstrahlende Lena Häcki-Gross mit Weltcupsiegen in Antholz und Oslo. Sebastian Stalder, der Zweite im Bunde mit Kaderstatus Nationalteam, überzeugte mit fünf Top-Ten-Rängen. Dahinter liessen auch Amy Baserga und Niklas Hartweg aus dem A-Kader immer wieder ihre Klasse aufblitzen.
An der WM verpasste jenes Quartett eine Medaille in der Staffel nur um 1,2 Sekunden. Dann ging es an den Titelkämpfen in Nove Mesto aber rapide abwärts. Das Material war auf dem tschechischen Schnee im ersten Jahr der fluorfreien Skibeläge nicht konkurrenzfähig. Das soll sich an den nächsten Weltmeisterschaften auf keinen Fall wiederholen, finden diese doch in Lenzerheide statt. Die Tribünen für den Grossanlass im Februar stehen schon. Denkbar, dass sie den Athletinnen und Athleten im Training einen zusätzlichen Boost verleihen.
Swiss-Ski hat auf diese Saison im Biathlon-Bereich weitgehende Umstrukturierungen vorgenommen. Die stärksten Frauen und Männer trainieren nun gemeinsam. Dafür verantwortlich sind die Österreicherin Sandra Flunger (Komplextraining, d.h. ganzheitliches Training mit Bewegung und anschliessendem Schiessen), der Este Kein Einaste (Kondition) sowie der Südtiroler Andreas Kuppelwieser (Schiessen).
Ich habe es nicht mit fremden Menschen zu tun.
Für die Tirolerin Flunger ist das weder grosse Umstellung noch nennenswerter Karriereschritt: «Es ist Arbeit mit Athletinnen und Athleten, wahnsinnig viel hat sich für mich nicht verändert. Wir waren die letzten zwei Jahre schon Sommer und Winter durchgehend zusammen unterwegs, ich habe es nicht mit fremden Menschen zu tun», erzählte sie im Rahmen des Medientreffens in Lenzerheide.
Man will das Niveau der vergangenen Weltcup-Saison halten. Flunger ist optimistisch, Hartweg ist nach einer Schulter-OP wieder auf Kurs. Und auch das andere «Sorgenkind», Baserga, hat eine Handverletzung weitgehend überstanden.
Optimismus versprüht auch Kuppelwieser. Der Schiesstrainer, der zuletzt im IBU-Cup tätig war und nun in den Weltcup aufstieg, beschreibt sein Jobprofil wie folgt: «Hilfestellungen beim Schiessen, an der einen oder anderen Schraube drehen, Gewehrtuning.» Dem Südtiroler kommt zupass, dass er gelernter Schreinermeister ist: «Ab und zu ist man froh ums Handwerk, etwa wenn es einen Schlagbolzen zu wechseln gilt.»
Seine Arbeit mit den Athleten ist sehr individuell. Stalder etwa gehört zu den Weltbesten am Schiessstand. «Mit solchen Athleten zu trainieren ist das Einfachste der Welt. Sebastian hat neue Massstäbe im Weltcup gesetzt», schwärmt Kuppelwieser.
Die können schiessen, sie wissen es nur selbst nicht. Denen musst du nur sagen, wie gut sie sind.
Die Stärken eher im Läuferischen haben Jeremy Finello und Joscha Burkhalter – dem widerspricht Kuppelwieser: «Die können schiessen, sie wissen es nur selbst nicht. Denen musst du nur sagen, wie gut sie sind. Mit Selbstvertrauen können sie es nächste Saison weit bringen.» Am besten dann ab Mitte Februar an der Heim-WM in Lenzerheide.