Radio SRF: Was zieht Clemens Brachers Rücktritt nach sich?
Christian Reich: Nach dem Rücktritt von Beat Hefti und Rico Peter ist es ein Schlag ins Genick für den Verband, dass auch Bracher aufhört. Er hätte als Einziger die Schweizer Fahne im Weltcup hochhalten können. Und nur dort ist das Fernsehen präsent und generiert Sponsorengelder.
Clemens Bracher hat die Notbremse gezogen.
Wer tritt in Brachers Fussstapfen?
Aktuell ist kein Nachfolger in Sicht. Die jungen Schweizer müssen erst einmal die Grundlagen lernen. Talent ist vorhanden, doch das muss man abrufen können. Ein bis zwei Jahre wird es im Weltcup kein Schweizer Team geben.
Was bedeutet das für den Schweizer Bobverband?
Zumindest kurzfristig ist das eine Bankrotterklärung für diesen Schweizer Traditionssport. Wie sich die Sponsoren des Verbands verhalten, wird sich zeigen. Lange folgte auf jeden Rücktritt eines Schweizer Aushängeschilds stets umgehend der nächste konkurrenzfähige Bobfahrer. Darauf hat sich der Verband verlassen. Jetzt muss er umdenken und Perspektiven liefern.
Was führte zur Krise?
Der Bobsport hat sich materialtechnisch stark weiterentwickelt. Hier muss man für die Weltspitze auf dem neusten Stand sein. Und das ist viel kostenintensiver als früher. Ich verstehe, dass Bracher mit seinen 31 Jahren nichts mehr riskieren wollte. Er hat einfach die Notbremse gezogen.
Das Gespräch führte Rachel Beroggi.
Sendebezug: Radio SRF 1, Nachrichten, 30.7.2018, 12:00 Uhr