Die italienische Regierung ist begeistert, das Internationale Olympische Komitee hat «grosse Bedenken» – und die Zeit wird allmählich knapp: Der Streit um den Neubau eines Eiskanals für die Bob-, Rodel- und Skeleton-Wettbewerbe bei den Olympischen Winterspielen in Mailand und Cortina d'Ampezzo spitzt sich zwei Jahre vor dem Start der Spiele (6. Februar 2026) weiter zu.
Grosse Bedenken beim IOC
Während sich die italienische Regierung mit dem Auftrag an das Bauunternehmen Pizzarotti zum Neubau einer Eisrinne auf dem richtigen Weg sieht, tobt das IOC – und äussert «grosse Bedenken, ob das Projekt innerhalb der vorgeschriebenen Frist bis März 2025 fertiggestellt werden kann». Denn noch nie sei eine solche Bahn in einem so kurzen Zeitraum fertiggestellt worden.
Vor diesem Hintergrund hat das IOC das Organisationskomitee aufgefordert, einen Plan B für den Fall einer Verzögerung auszuarbeiten. Auch der Internationale Bob- und Schlittenverband (IBSF) und der Internationale Rodelverband (FIL) teilen die Sorgen, heisst es.
Viele Fragezeichen bei Neubau
Nun deutet sich weiter ein zähes Ringen um die Austragungsstätte an. Denn es bleiben dem Bauriesen Pizzarotti nur rund 13 Monate Zeit, eine fast 1,5 Kilometer lange Bahn mit 16 Kurven und komplettem Kühlsystem zu bauen, die vor Beginn der Spiele ausgiebig getestet werden muss. Eine adäquate Nachnutzung der Bahn ist zudem fraglich.
Erst im vergangenen Oktober hatten die Organisatoren zugestimmt, die Bob-, Rodel- und Skeletonwettbewerbe ausserhalb des Gastgeberlandes stattfinden zu lassen – es wäre ein Novum in der dann 102-jährigen Geschichte der Winterspiele. Das war ganz im Sinne des IOC, das sich gegen einen umweltschädlichen Neu- oder teuren Umbau einer Wettkampfstätte ausgesprochen hatte.
Regierung schliesst Wettkämpfe in anderem Land aus
Doch Italiens Regierung um Ministerpräsidentin Giorgia Meloni blieb hartnäckig. Die Entscheidung beende die Diskussionen und zeige «die feste Entschlossenheit dieser Regierung, die Bauarbeiten abzuschliessen, um die bestmöglichen Spiele in Italien zu haben», verkündeten Verkehrsminister Matteo Salvini und Sportminister Andrea Abodi am Freitag.
So verkommen die Spiele in Italien für das IOC langsam zum leidigen Politikum. Eigentlich sah im Konzept der Italiener durch bereits bestehende Anlagen in Mailand, Antholz (Biathlon) oder Bormio (Ski Alpin) alles nach nachhaltigen Spielen aus – auch wenn das mehrere olympische Dörfer und weite Wege zur Folge hätte.
Doch die Kosten explodieren, neben der geplanten Eisbahn verschlingen auch der Strassenbau und die Errichtung einer Eishockey-Halle in Mailand Millionen.