Aus sportlicher Sicht war die Freestyle-WM im Engadin ein voller Erfolg. Fünf Mal erklang die Schweizer Nationalhymne, dazu gesellten sich eine Silber- und drei Bronzemedaillen. Dank den Aerials-Cracks Noé Roth und Pirmin Werner erklomm die Schweiz im Medaillenspiegel auf den letzten Drücker noch den Thron.
Etwas anders sieht die finanzielle Perspektive aus: Der Aufwand an den 3 Standorten in St. Moritz war riesig. Rund 20 Millionen Franken hatte man budgetiert. Unmittelbar nach dem Ende der Wettkämpfe geht das Organisationskomitee von einem Defizit von 2 Millionen Franken aus. Wer dafür aufkommt, ist noch nicht klar.
Viele Athleten, unstetes Wetter, neues Reglement
Milan Derouck, CEO der Freestyle-WM, macht für den Verlust drei zentrale Ursachen geltend:
- Mit 1800 anreisenden Athletinnen und Athleten sowie Staff-Mitgliedern musste man «mehr Personen als erwartet» unterbringen und verpflegen.
- «Wir hatten Wetterkapriolen, die es nicht einfach machten. Sowohl bei der Beschneiung vor als auch während des Events» seien Kosten entstanden.
- «Reglemente für die Organisation, die sich 2018 geändert haben.» Man arbeite dadurch mit einer «neuen Planungsgrundlage während der Event-Phase».
Über 5 Mal mehr Tickets an Biathlon-WM verkauft
Zudem war der Zuschauerandrang überschaubar. 15'000 Tickets wurden abgesetzt, eines kostete im Schnitt – je nach Event – etwa 100 Franken. Ziel war, in Kombination mit Konzerten ein junges Publikum anzulocken. Dies gelang in eher bescheidenem Rahmen. Zum Vergleich: Die Biathlon-WM in Lenzerheide verzeichnete 80'000 Fans.
Daniel Bollinger, Leiter Weltmeisterschaften bei Swiss-Ski, ist nicht überrascht: «Wir wussten, dass es kein Event sein wird, bei dem wir von Publikum überschwemmt werden.» Er sieht in der WM-Austragung eine Chance für die Zukunft: Gebaute Anlagen sollen bestehen bleiben und für zukünftige Events erhalten bleiben – etwa für Skicross-Weltcuprennen. «Für uns als Swiss-Ski ist das ein Riesen-Mehrwert. Wir haben gute Trainingsbedingungen in der Nähe. Auch für den Tourismus ist die Infrastruktur nutzbar», führt Bollinger aus.
Tourismus-CEO ist zufrieden
Ein positives Fazit zieht Jan Steiner, CEO Engadin Tourismus. Mit 30'000 verbuchten Logiernächten sei man zufrieden. Das Ziel, die produzierten TV-Bilder in die Welt hinauszutragen, habe wie gewünscht funktioniert. Im Konzept, vor Ort vor allem auf ein jüngeres Publikum zu setzen, solle sich in der Wertschöpfung langfristig bezahlt machen.
Wenngleich man im Engadin keine schwarzen Zahlen schreiben konnte, ist man sich einig: Die Freestyle-Festspiele sind eine Investition in die Zukunft – die schon bald Früchte tragen soll.