Erst Jolanda Neff, dann Marlen Reusser: Die herausragenden Leistungen der Schweizerinnen im Radsport haben hierzulande für einen veritablen Veloboom gesorgt. Nach dem schon fortgeschrittenen Professionalisierungsgrad bei den Mountainbikerinnen nimmt auch der Kalender der Frauen-Strassenrennen stetig mehr Konturen an.
Als neuster Rundkurs hat die Tour de Romandie Féminin Einzug in die Renn-Agenda gehalten. 90 Fahrerinnen in 15 Profi-Teams stehen von Freitag bis Sonntag am Start, im Gegensatz zur Tour de Suisse erhielt das Etappenrennen in der Westschweiz umgehend World-Tour-Status. Das kam nicht ganz unüberraschend, liegt aber auch am Datum: Im Oktober klaffte eine Lücke im World-Tour-Kalender. Freilich birgt dies auch Risiken, Stichwort Schnee auf den Pässen.
David Loosli sieht im Event in der Westschweiz viel Potenzial, dem nationalen Rad-Boom einen weiteren Schub zu verpassen. «Es gibt bei den Frauen nicht so viele World Tour Teams. So hat es Platz für das Schweizer Nationalteam und somit Nachwuchsfahrerinnen. Eine gute Ausgangslage für die Schweiz», schwärmt der SRF-Rad-Experte.
Apropos Aufmerksamkeit: Wieso finden die Frauen-Strassenrennen eigentlich nicht parallel und auf denselben Strecken wie jene der Männer statt – so wie es im Mountainbike gang und gäbe ist? Loosli erklärt: «Bei Rundfahrten gibt es nicht einen bestehenden Rundkurs, sondern geht meist von A nach B. Man müsste also das ganze Personal doppelt haben. Das ist schlicht unmöglich.» Bei der Tour de Suisse überlappen sich Männer- und Frauenrennen zumindest während 2 Tagen, was den Frauensport durchaus pushe, so Loosli.
Ziel: Längere Rundfahrten auch bei den Frauen
Spätes Datum, kurze Dauer: Im Vergleich zum Männer-Pendant hat die Tour de Romandie Féminin durchaus noch Luft nach oben. Das soll indes bald der Vergangenheit angehören, ist sich Loosli sicher: «Der World-Tour-Kalender wächst noch, und damit auch die Rundfahrten. Man muss sich erst noch finden. Aber das Ziel ist sicher, dass Frauen auch bald längere Rundfahrten absolvieren.»