Die letzten Weltcuprennen der Saison waren noch einmal so richtig Balsam für die Schweizer Mountainbike-Seele. Da war etwa Sina Frei, die nach kompliziertem Auftakt ins Sportjahr die letzten beiden Short-Track-Rennen für sich entschied und im Cross Country auf die Ränge 2 und 3 fuhr. Bei den Männern verpasste Filippo Colombo mit dem 3. Platz seinen ersten Weltcupsieg knapp.
Alles überstrahlend sicherte sich Alessandra Keller zum 2. Mal nach 2022 im Gesamtweltcup das Double aus Short Track und Cross Country. SRF-Expertin Kathrin Stirnemann ordnet ein: «Alessandra hatte eine Super-Konstanz. Das ist etwas ganz Grosses. Jedes Resultat zählt, es gibt kein Streichresultat.»
Nicht das erhoffte Resultat schaffte Keller – wie auch der Rest der Schweizer Mountainbike-Equipe – allerdings an den Grossanlässen. An der WM und den Olympischen Spielen ging sie leer aus. Woran lag es? «Alessandra hat sich super vorbereitet, das Quäntchen Glück fehlte. An Olympia war die Strecke nicht optimal für sie. Ihr bieten sich noch weitere Chancen, sie ist erst 28.»
Schweizerinnen im Verletzungspech
Worüber die Top-Ergebnisse der letzten beiden Wochen ebenfalls nicht hinwegtäuschen dürfen: Es war eine mitunter mühsame Saison fürs Schweizer Team. Gerade die Frauenabteilung schien vom Pech verfolgt. Linda Indergand verpasste mit einem Schlüsselbeinbruch WM und Olympia. Frei erlitt einen Handbruch und brauchte nach einem Trainerwechsel zusätzlich Zeit, um in die Gänge zu kommen.
Prominentester «Pechvogel» war Jolanda Neff. Probleme mit einer Verengung der Stimmbänder erschwerten ihr die Atmung. Auch sie musste für Paris Forfait erklären. Doch für die Zukunft der St. Gallerin ist Stirnemann optimistisch: «Ist sie in Form, gewinnt sie Rennen. Das Problem mit der Atmung hat sie mittlerweile einigermassen im Griff. Ich freue mich schon auf ihre nächste Saison.»
Wer folgt dereinst auf Schurter und Flückiger?
Leise Skepsis herrscht derzeit auch bei den Männern im obersten Regal. Abgesehen vom Weltcup-Sieg von Nino Schurter in Val di Sole musste sich die erfolgsverwöhnte Mountainbike-Nation mit insgesamt 5 Podestplätzen begnügen. Besonders schmerzhaft war, dass man an der WM und den Olympischen Spielen in der Elite den Medaillen hinterherfuhr. «Die Top-Resultate blieben aus, trotz grosser Investitionen vom Verband. Da muss man über die Bücher», schätzt Stirnemann ein.
Dennoch ist die 34-Jährige zuversichtlich, dass sich hinter den Routiniers Schurter und Mathias Flückiger eine schlagkräftige Truppe entwickelt. Marcel Guerrini, Lars Forster, Filippo Colombo und Luca Schätti waren bereits in diesem Jahr stark. Mit Dario Lillo und Luke Wiedmann steige zudem ein vielversprechendes Duo aus der U23-Kategorie in die Elite auf.