In der Geschichte des Schweizer Radsports wird der 7. August 1950 für immer unvergessen bleiben: Als erster Schweizer überhaupt krönte sich Ferdy Kübler in Paris zum Gesamtsieger der Tour de France – mit fast 10 Minuten Vorsprung auf den Niederländer Stan Ockers.
Für den damals 31-jährigen Zürcher war es der grösste Erfolg seiner Karriere, aber bei Weitem nicht der einzige: 11 Mal gewann er den Schweizer Meistertitel auf der Strasse, der Bahn und im Querfeldein. Die Tour de Suisse entschied Kübler 3 Mal für sich, hinzu kommen Gold, Silber und Bronze an Strassen-Weltmeisterschaften und Siege in fast alle wichtigen europäischen Eintagesrennen.
Grosser Empfang am Bahnhof Enge
Den Grundstein zum Gesamtsieg vor 70 Jahren legte Kübler in den beiden Einzelzeitfahren, die er beide gewann. Das Maillot jaune übernahm er auf der 12. Etappe, nachdem sich die Italiener um Gino Bartali und Fiorenzo Magni aus Protest aus dem Rennen zurückgezogen hatten. Bis Paris gab der «Adler von Adliswil» das Trikot des Führenden nicht mehr ab.
In der Heimat war die Euphorie nach Küblers Triumph riesig. Hunderte Menschen versammelten sich bei seiner Rückkehr am Bahnhof Enge und bereiteten «Ferdy National» einen grossen Empfang.
Die anschliessende Fahrt in einem offenen Auto durch die Bahnhofstrasse sei zwar «wunderschön» gewesen, sagte Kübler viele Jahre später. «Aber für was sollen wir durch die Stadt fahren, das kostet 20'000 Franken. Gebt das lieber den armen Rennfahrern», fand der Zürcher, der eine entbehrungsreiche Kindheit erlebt hatte.
Ein Jahr nach Ferdy Küblers Tour-Sieg gewann mit Hugo Koblet der zweite und bis heute letzte Schweizer die «Grande Boucle». Kübler verstarb im Dezember 2016 im Alter von 97 Jahren.