13 Jahre ist Nino Schurters Premiere an einer Elite-WM bereits her. 9 Weltmeistertitel später sieht der Routinier durchaus Parallelen zum Rennen 2009: Er muss nicht, aber darf gewinnen. In Les Gets bietet sich ihm am Sonntag die Chance, den Jubiläumstriumph einzutüten. Druck macht sich der Bündner nicht gross: «Ich durfte so viel Erfolge feiern, hatte so oft das nötige Glück. Wenn es jetzt noch einmal für eine Medaille reicht, ist das mega, aber kein Muss.»
Die Demut kommt beim 36-Jährigen nicht von ungefähr. Ein Sturz Ende Juli in Snowshoe brachte seine Saisonplanung durcheinander. Die Rippenprellung und Schulterverletzung sind noch immer nicht vollständig verheilt. Immerhin, so erzählt Schurter, würde seine Leistung dadurch nicht eingeschränkt. Und da gute Trainings für ihn ohnehin wertvoller seien im Hinblick auf Grossanlässe, spielten die verpassten Weltcup-Rennen keine Rolle.
Auf der Strecke, die von zwei langen, harten Aufstiegen und einer technisch anspruchsvollen Abfahrt dazwischen charakterisiert wird, ist zumindest die Hauptprobe erfolgreich für Schurter verlaufen: Im Mixed-Team-Wettkampf am Mittwoch führte er seine Equipe direkt zu Gold.
Südlich des Genfersees gilt Thomas Pidcock als Schurters Hauptkonkurrent im Kampf ums Regenbogentrikot. Der britische Allrounder, der sich auch Etappensieger der Tour de France auf die Visitenkarte schreiben darf, ist amtierender Olympiasieger. Tritt Pidcock im Cross Country an, gewinnt er in aller Regel auch. Welche Strategie könnte da helfen? «Das ist die grosse Frage», weiss auch Schurter. Einen fixen Plan gebe es noch keinen, allenfalls müsse man «dabeibleiben und schauen, was passiert».
Schon etwas elaborierter ist da der Plan von Nationaltrainer Bruno Diethelm: «Wenn man ihn unter Druck setzt, zwingt man ihn zu Fehlern. Auf so einer technischen Strecke ist das Risiko für Fehler hoch.» Mit dem EM-Rennen vergangene Woche – auch dieses gewann Pidcock – sei der WM-Kurs nicht zu vergleichen. Die Aufgabe im Münchner Olympiapark sei in technischer Hinsicht deutlich weniger anspruchsvoll gewesen.
So oder so, Diethelm sieht gute Chancen auf Edelmetall. Da sei einerseits Schurter mit seiner grossen Erfahrung und dem «ungebrochenen Rennhunger». Andererseits sieht er auch in Filippo Colombo einen Podest-Aspiranten. Der Tessiner holte sowohl im Cross Country als auch Short Track Top-3-Ränge in dieser Saison, zuletzt EM-Bronze in München. «Er ist ein cleverer Fahrer, hat ein gutes Gespür. Das hilft ihm, zum richtigen Zeitpunkt das Richtige zu machen», schwärmt Diethelm.
Colombo und Litscher bereits erfolgreich
Colombo sorgte mit Silber im Short Track bereits für ein Ausrufezeichen. Schwieriger werde es wohl in der olympischen Disziplin Cross Country. Einerseits sei da die Konkurrenz ungleich grösser, andererseits gefalle ihm zwar der Kurs («Es ist richtiges Mountainbiken!»), aber: «Die Strecke ist nicht für mich gebaut.»
Ebenfalls in Les Gets am Start stehen Vital Albin und Thomas Litscher, der Bronze-Gewinner im Short Track. Albin, wie Colombo erst 24 Jahre alt, freut sich nach überstandener Corona-Infektion auf sein Debüt an einer Elite-WM. Sein Ziel sei ein Top-10-Platz.