Es ist eine verpasste Chance. Klar. Marc Hirschi hat im Vorfeld oft genug betont, wie wichtig ihm dieses WM-Rennen ist. Auch im Wissen, dass es wohl eine einmalige Gelegenheit sein wird, vor dem Heimpublikum ums Regenbogentrikot fahren zu können. Seine bestechende Form in den letzten Wochen liess die Schweizer Fans vom ersten WM-Titel seit Oscar Camenzind 1998 träumen.
Und eben diese Fans sorgten am Sonntagnachmittag in und um Zürich für eine eindrückliche Atmosphäre. Als es für Hirschi zum letzten Mal die steile Zürichbergstrasse hochging, machte er getragen von der Stimmung ernst und griff 24 km vor dem Ziel aus einer Gruppe mit den Mitfavoriten Remco Evenepoel und Titelverteidiger Mathieu van der Poel an. Doch am Ende ging der Berner mit Rang 6 leer aus.
Zurück in alter Form
Hirschi zeigte sich trotzdem «zufrieden mit meiner Leistung. Klar wäre es sehr schön gewesen, eine Medaille zu holen. Ich nehme jedoch viel Positives mit», bilanzierte er. «Ich habe gesehen, dass ich ganz vorne mitfahren kann.» Hirschi fährt wieder auf jenem Level, das er vor 4 Jahren schon einmal erreicht hatte, als in der Corona-Saison an der Tour de France sein Stern aufging. Danach folgte ein starker Herbst mit unter anderem dem Gewinn von WM-Bronze.
In der «Lotterie» den Jackpot verpasst
Die WM bleibt für ihn auch im nächsten Jahr ein grosses Ziel. Mit dem Wechsel ins Schweizer Tudor-Team von Fabian Cancellara habe er «gute Unterstützung». Er wird dann auch unter dem Jahr wieder im Konzert der Grossen mittun können, nicht wie zuletzt bei UAE, als er in der Hierarchie nach hinten gerückt ist und sein Können mehrheitlich nur noch an kleineren Rennen unter Beweis stellen konnte.
Sein zukünftiger Chef Cancellara sieht die Leistung des 26-Jährigen äusserst positiv: «Er kann stolz sein, auch ohne Medaille. Er fuhr offensiv, riskierte. Das soll Marc für die Zukunft mitnehmen.» Dabei habe ein wenig das Wettkampfglück gefehlt. «Pogacar war einmal mehr auf einer anderen Stufe als alle anderen. Dahinter war es eine Lotterie. Für Marc gab es keinen Sechser mit Jackpot, sondern einfach einen Sechser», so Cancellara.
Wie kann die aktuelle Topform Hirschis konserviert werden? Der frühere Rad-Star bleibt beim Neuzugang ab nächster Saison und nominellen Leader des Tudor-Teams vage: «Wir müssen einen Plan haben, ihn zu fördern, weiterzuentwickeln. Ihm die richtigen Dinge mitgeben. Am Ende fährt er das Rennen, wir wollen das Beste für ihn.»