«Ich war es überhaupt nicht gewohnt, dass jemand anderes das Kommando hat», gibt Jeannine Gmelin unumwunden zu. Jetzt gebe jemand hinter ihr die Anweisungen, was zu tun sei, «wann wir starten, stoppen, wenden. Vorher musste ich mir das selber überlegen», so Gmelin.
Die Schweizer Weltmeisterin von 2017 im Skiff war im ersten Teil ihrer Ruder-Karriere als Einzelkämpferin unterwegs. In den letzten 5 Jahren vor ihrer Wettkampf-Pause war sie gar ausserhalb der Strukturen des Schweizer Ruderverbands unterwegs, konnte autonom ihre Trainings planen, musste nur für sich selber schauen.
Die Zeit drängt
Nun wechselte die 33-jährige Gmelin vom Skiff in den Doppelzweier, spannt mit der 9 Jahre jüngeren Nina Wettstein zusammen. Das Duo weilt aktuell zusammen mit der Schweizer Ruder-Equipe im Trainingslager in Italien, am Freitag in einer Woche startet die Weltcup-Saison in Varese.
Für Gmelin und Wettstein geht es nun darum, sich möglichst schnell zu finden. Die Zeit drängt, schliesslich bieten sich nicht mehr allzu viele Gelegenheiten, sich für das grosse Ziel im Sommer, die Olympischen Spiele in Paris, zu qualifizieren. Die letzte Olympia-Qualifikationsregatta findet am Wochenende vom 19./20. Mai statt.
Niemand weiss aktuell, wo er im Vergleich zu den anderen steht.
Nebst dem physischen Aspekt gilt der Fokus im Training vor allem auch der Kommunikation. Man müsse sich gut miteinander absprechen und auch ehrlich sein, «das ist essentiell für die Abstimmung». Beispielsweise wenn man sich nicht ganz auf der Höhe fühle, müsse man sagen, «du musst heute etwas mehr Geduld mit mir haben», erklärt Gmelin.
Auch wenn sich für Gmelin vieles geändert hat, eines bleibt gleich: die Ungewissheit vor dem Saisonstart: «Niemand weiss aktuell, wo er im Vergleich zu den anderen steht.» Man dürfe deshalb gespannt sein und keine Angst davor haben, sich hohe Ziele zu stecken – wie eben die Teilnahme an Olympia in Paris.