Sie kommt aus der Kleinstgemeinde Monstein bei Davos (ca. 200 Einwohner:innen), gab 2014 ihr Debüt im Ski-Weltcup und feierte fast 4 Jahre später ihren ersten und bis dato einzigen Weltcup-Sieg. Wer ist es?
Auf diese Frage hätten bis vor kurzem nur eingefleischte Ski-Fans eine Antwort parat gehabt, doch seit dem 11. Februar 2023 kennt eine ganze Ski-Nation den Namen Jasmine Flury. Nach ihrem Weltmeister-Titel im französischen Méribel nimmt Flury auf der «place des médailles» ihre goldene Auszeichnung entgegen. Im Anschluss präsentiert sie diese im SRF-Studio.
Auch wenn sie das Gewicht des «Klunkers» am Hals spürt, kann sie das Geschehene nur schwer einordnen: «Es gibt Momente, in denen kann ich es geniessen. Dann gibt es wieder Momente, in denen ich gar nicht ‹checke›, was da gerade passiert.» Müsste man Sie also kneifen, damit Sie das Erreichte ‹checken›, Jasmine Flury?
Das würde gar nichts nützen. Es braucht noch einige Tage, bis ich das realisiere.
Gemäss Flury würde auch das nicht helfen, sie meint zu Moderator Paddy Kälin: «Es braucht noch einige Tage, bis ich das realisiere. Ich habe mich hier selbst überrascht.» Oder doch nicht?
Von der ehemaligen Konkurrentin und heutigen SRF-Expertin Tina Weirather auf das Bauchgefühl vor dem Rennen angesprochen, meinte Flury: «Ich habe mich schon am Tag vor dem Rennen wohl gefühlt, trotz des grossen sportlichen Drucks konnte ich den Spass in den Vordergrund stellen.»
Damit hat Flury in mentaler Hinsicht einen grossen Schritt gemacht. Früher habe sie sich in schwierigen Situationen «selbst in die Mangel genommen» und zu zweifeln begonnen. Deshalb holte sie sich professionelle Hilfe. Dabei sei es darum gegangen, «Dinge auf einer tieferen Ebene aufzuarbeiten».
Bis zur «Vor-Hauptprobe» harzte es
Damit nahm die Bündnerin Bezug auf die vergangenen Monate. Diese waren geprägt von schwierigen Momenten:
- Ein Markenwechsel in der Saison 2021/22 zahlt sich nicht aus, Flury kämpft lange mit Abstimmungsproblemen. Bei 19 Weltcup-Starts erreicht sie nur 5 Mal die Top 10, fährt aber immerhin einen Podestplatz heraus.
- Die Skirennfahrerin, die mit Langlaufprofi Jason Rüesch in derselben Patchwork-Familie aufgewachsen ist, kämpft im Vorfeld der WM mit einer zähen Grippe. Im 2. und 3. Training vor ihrem Gold-Lauf macht sie, in alter Frische, mit den Rängen 11 und 6 auf sich aufmerksam.
Dass sie sich von ihrer Krankheit erholen habe können, sei auch mental eine Erlösung gewesen. «Ich war einfach nur froh, wieder bei Kräften zu sein. Dann geht alles einfacher.»
Einfach dürfte es der frischgebackenen Weltmeisterin sicherlich auch fallen, sich in ihrem Heimatdorf Monstein von mindestens 200 Menschen feiern zu lassen. Spätestens dann dürfte sie ‹checken›, dass sie einen Traum Realität hat werden lassen.