«Wenn er heute nicht jubelt, wann dann?», fragte Raphael Haaser lachend, als er die Bilder seines feiernden Vaters auf dem Bildschirm sah. Während Haaser Senior seinen Emotionen auf der Tribüne freien Lauf liess, stand der frischgebackene Riesenslalom-Weltmeister noch ungläubig im Zielraum. «Momentan klingt das überhaupt noch nicht nach Realität. Ich weiss nicht, was ich dazu sagen soll», suchte Haaser nach Worten – die er dann nach und nach doch noch fand.
Ein 7. Platz als bisheriges Bestergebnis
Der Coup an der Heim-WM kam auch für den 27-Jährigen überraschend. «Mein bestes Riesenslalom-Ergebnis bislang war ein 7. Platz. (…) Dass es heute so ausgeht – das hätte ich mir nicht besser wünschen können», erklärte Haaser vor dem frenetischen Heimpublikum.
Tatsächlich konnte der Erfolg des Tirolers so nicht erwartet werden. Mitte Dezember hing Haasers Teilnahme an der Heim-WM an einem seidenen Faden. Im Riesenslalom in Val d'Isère hatte er eine Kreuzbandverletzung erlitten, die sich glücklicherweise nicht als Riss herausstellte, aber eine sechswöchige Pause nach sich zog. «Die WM war immer mein Ziel. Ich wusste, dass ich es schaffen kann, hier am Start zu stehen», so Haaser.
Sofort wieder Fuss gefasst
Die Rückkehr in den Weltcup-Rennbetrieb erfolgte bereits vor drei Wochen in Kitzbühel – und wie. Im Super-G wurde Haaser hinter Marco Odermatt Zweiter. Zweiter wurde er auch vor einer Woche im WM-Super-G, wiederum war nur Odermatt schneller.
Dieser Erfolg war zugleich Beleg dafür, wie nahe Freud und Leid im Sport beieinander liegen. Tags zuvor hatte sich seine Schwester Ricarda bei einem Sturz im WM-Super-G einen Kreuzbandriss und Meniskusriss im rechten Knie zugezogen.