Mikaela Shiffrin kämpfte in Flachau einen aussichtslosen Kampf. Nicht auf der Piste, wo sie das Duell gegen Petra Vlhova im 2. Lauf zu ihren Gunsten drehen konnte, sondern unmittelbar danach. Als die US-Amerikanerin die Glückwünsche ihrer slowakischen Rivalin entgegennahm, konnte sie ihre Emotionen noch zurückhalten, doch wenige Augenblicke später brach es aus ihr heraus.
«Es waren sehr herausfordernde Tage», berichtete die 28-Jährige unter Tränen und mit brüchiger Stimme. Noch zwei Tage zuvor hatte Shiffrin am Krankenbett ihres schwer gestürzten Freundes Aleksander Kilde in Bern gesessen. Danach war sie «ganz schön durch den Wind». Doch trotz all der Sorgen und nur «wenig Schlaf» entschied sie das Dauerduell mit Vlhova um 0,27 Sekunden für sich.
Dank ans Team und Telefonat mit Kilde
Sie danke ihrem Team für die Unterstützung, sagte die vierfache Slalom-Weltmeisterin nach ihrem Erfolg am Dienstagabend – und dafür, dass es ihr ermöglicht worden sei, zu ihrem Lebensgefährten ins Krankenhaus zu fahren. Sie sei «mit dem Herzen bei ihm» und habe ihn direkt nach ihrem Rennen in Österreich aus dem Ziel angerufen, so Shiffrin.
Der Norweger war in der Lauberhorn-Abfahrt in Wengen am Samstag schwer gestürzt. Er hatte sich dabei die Schulter ausgekugelt und eine Schnittwunde an der Wade zugezogen. Er war per Hubschrauber nach Bern gebracht und dort operiert worden. Erste Bilder vom Unfall hatten noch wesentlich schlimmere Verletzungen befürchten lassen. Es sei wahrlich «kein gutes Gefühl» gewesen, zu sehen, wie ihre grosse Liebe mit derart hoher Geschwindigkeit in den Fangzaun kracht, meinte Shiffrin, die am Sonntag Bilder ihres Besuchs aus dem Spital postete.
Shiffrin feierte in Flachau ihren insgesamt 94. Weltcup-Sieg und den 4. Erfolg im Slalom in dieser Saison. Vor 10 Tagen hatte sie ihren Lauf in Kranjska Gora nicht ins Ziel gebracht – etwas, das ihr nur äusserst selten passiert. Vor einem Jahr war sie ebenfalls in Slowenien ausgeschieden. Zuvor hatte der letzte Ausfall von Januar 2018 datiert.
Irritieren liess sich Shiffrin davon trotz aller Emotionen der letzten Tage nicht. Das Speed-Wochenende in Zauchensee liess sie krankheitshalber aus. Nun meldete sich die US-Amerikanerin in Flachau auf die Weise zurück, wie man es von ihr gewohnt ist.