Adelbodens Kultspeaker Sepp Odermatt wurde nicht müde, den gewagten Vergleich mit dem wohl berühmtesten Stadion auf dem Globus herbeizuziehen. Die Stimmung im «Maracana des Skisports» kam bei der Siegesfahrt von Namensvetter Marco Odermatt am frühen Samstagnachmittag tatsächlich zumindest in die Nähe des Originals heran. Es war der Höhepunkt eines Skifests mit erwartetem Ausgang.
24'000 Skifans waren am frühen Morgen in freudiger Erwartung einer Schweizer Skiparty ins Berner Oberland gepilgert, Tickets für das Saisonhighlight des Jahres gab es schon Anfang Dezember keine mehr zu kaufen. Um 8 Uhr in der Früh – zweieinhalb Stunden vor dem 1. Lauf – waren die Plätze direkt neben dem Zielbogen bereits besetzt. Auch auf der Tribüne herrschte emsiges Treiben, auf dem Stahlgerüst befreite der Zivilschutz den Boden vom Neuschnee.
Ob das Rennen überhaupt stattfinden kann, lag zu diesem Zeitpunkt noch in der Schwebe. Seit Freitagnachmittag schneite es in Adelboden – zwar nur leicht, dafür ununterbrochen. Dank Nachtschichten der Helferschar war die Piste dennoch rennbereit. Wie am Vortag befürchtet, sorgte aber der dichte Nebel für Kopfzerbrechen. Schliesslich musste der Reservestart herhalten.
Als die Durchführung des Rennens vom Ersatzstart bestätigt wurde, füllten sich auch die Plätze in der Picknickzone direkt neben der Einfahrt in den Zielhang. Eine nicht repräsentative Umfrage zeigte schnell: Abgesehen vom Outdoor-Raclette im Schnee war Odermatt der Grund für das Erscheinen am Chuenisbärgli.
Die bangen Blicke in Richtung Start, wo sich der Nebel hartnäckig hielt, wichen schnell den obligaten «Odi, Odi»-Rufen. Selbst eine Gruppe Trychler, die den schweisstreibenden Fussmarsch nach oben auf sich genommen hatte, bimmelte statt für die Freiheit für den berühmtesten Nidwaldner der Gegenwart.
Nur mit der Geduld
Der Liebling der Massen enttäuschte seine Anhänger nicht, schon im 1. Lauf sorgte der Überflieger für die vorentscheidende Differenz. Der gewohnte Platz auf dem Leaderthron sorgt vor Beginn des 2. Durchgangs für Entschleunigung im Zielgelände. Die ersten Fahrer des 2. Laufs verpassen? Halb so wild, «Odi kommt ja erst am Schluss».
Am Schluss kürte sich Odermatt am Dreikönigstag zum dritten Mal zum inoffiziellen König von Adelboden. Die Party, die bereits seit den frühen Morgenstunden auf Hochtouren lief, war auch nach der Siegerehrung noch lange nicht vorbei. Weder für die freudetrunkenen Fans in Adelboden, noch für Odermatt: Dieser liess sich entlocken, dass er mit dem Fancar nicht den direktesten Weg nach Hause ansteuern wird.