Olympiasieger, Doppel-Weltmeister, Lauberhorn-Sieger und Dominator im Gesamtweltcup – Marco Odermatt hat mit 27 Jahren bereits fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Nur in Kitzbühel reichte es dem Nidwaldner bisher nie zum Sieg. Nun hat Odermatt am Freitag auch diese Lücke geschlossen.
«Es ist ein sehr spezieller Tag», sagte Odermatt, während das mehrfach unterbrochene Rennen noch im Gang war. Zwar freute er sich über seine erste goldene Gams, die der Kitzbühel-Sieger jeweils erhält. So richtig in Feierlaune war der von vielen als Topfavorit ausgerufene Schweizer aber nicht.
«Es gab sehr viele Stürze, das nimmt etwas die Euphorie und die Emotionen», sagte Odermatt gegenüber SRF. «Aber vielleicht ist es gerade gut, um für morgen fokussiert zu bleiben.»
Super-G ist nicht gleich Abfahrt
Mit dem Gewinn des Super-G hat Odermatt zwar «ein grosses Ziel» erreicht. Sein ganz grosses Ziel bleibt aber die Abfahrt vom Samstag. Der Nidwaldner macht kein Geheimnis daraus, dass ein Kitzbühel-Sieg in diesem WM-Winter für ihn den höchsten Stellenwert hat.
Odermatt weiss aber auch, dass der Grat zwischen Erfolg und Misserfolg ein schmaler ist. Auf der berüchtigten Streif trifft dies ganz besonders zu. Das gute Gefühl und gewisse Erkenntnisse aus der Materialabstimmung könne er für Samstag zwar mitnehmen. Über allem stehe aber, «demütig zu bleiben.»
Odermatts Super-G-Bilanz sucht seinesgleichen: Seit März 2022 klassierte er sich in dieser Disziplin einzig am letzten Wochenende in Wengen nicht in den Top 5. 10 der 21 Rennen gewann er seither, 17 Mal fuhr er auf das Podest. Auf der Streif ist Odermatt nach Didier Défago (2014) und Didier Cuche (2010) erst der dritte Schweizer Super-G-Sieger.
Haaser führt Ösi-Serie fort
Nicht nur Odermatts Abschneiden sorgte zum Auftakt der Hahnenkamm-Rennen für Freude. Stefan Rogentin fuhr zum zweiten Mal innert 7 Tagen auf das Podest, nachdem er schon in Wengen Dritter geworden war. Eine suboptimale Rennvorbereitung scheint sich beim Bündner auszuzahlen. Im Berner Oberland war er im Training heftig in die Fangnetze gestürzt, in Kitzbühel trat er geschwächt von einer Grippe an.
Franjo von Allmen lieferte einen weiteren Beweis seines unglaublichen Potenzials ab und Justin Murisier zeigte sich nach seinem 9. Platz alles andere als zufrieden. Dies wiederum zeigt, in welchen Sphären sich die Schweizer Speedfahrer bewegen.
Freuen durften sich etwas unverhofft auch die arg gebeutelten Österreicher. Raphael Haaser sorgte mit seinem Exploit dafür, dass im 22. Kitzbühel-Super-G zum 21. Mal ein Österreicher den Sprung auf das Podest schaffte. Und das, nachdem Haaser die letzten 5 Wochen verletzungsbedingt nicht hatte mittun können.