Der Blick auf den Stand im Gesamtweltcup mag den Ski-interessierten Laien derzeit etwas erstaunen. Marco Odermatt, der Gewinner der grossen Kugel der vergangenen drei Jahre, sucht man nach drei gefahrenen Rennen vergebens in der Rangliste. Nach dem Out im Riesenslalom zum Saisonauftakt steht der Nidwaldner noch ohne Zähler da. Die Spitze teilen sich Clément Noël und Henrik Kristoffersen mit je 200 Punkten, Odermatt ist für einmal der Jäger.
Grund zur Beunruhigung ist diese Tatsache selbstredend nicht. Noch 35 Rennen sind im Kalender vorgesehen, schon am kommenden Wochenende stehen in Beaver Creek die ersten Speedrennen auf dem Programm. Das Aus in Sölden hat den Nidwaldner ohnehin nicht beunruhigt. «Etwas übermotiviert» sei er gewesen, aber bis zum Out sei er «richtig geil gefahren», gab er Ende Oktober zu Protokoll.
Trainingspiste ungleich Rennpiste
Etwas mehr als einen Monat später kann Odermatt zurückschlagen. Der 27-Jährige weilt schon länger in Nordamerika. Im auf fast 3000 Meter über Meer gelegenen Copper Mountain bereitete er sich mit dem Schweizer Abfahrtsteam auf den Speedauftakt vor, ehe sich der Tross am Montag ins benachbarte Beaver Creek begab.
Da lässt es der Kopf glücklicherweise nicht zu, voll ans Limit zu gehen.
Auf die Frage, wie es um die Form auf den langen Abfahrtsski steht, kann Odermatt keine klare Auskunft geben. «Es passt sehr vieles sehr gut, aber im Training ist es immer anders als im Rennen», erklärt er. Im Unterschied zum Renntag wird die Trainingspiste nicht nach jeder Fahrt von Helfern «poliert», Schläge und entsprechend weniger Risikobereitschaft sind die Folge.
Kein Risiko bei Dunkelheit
Am Freitagmorgen sei er am Morgen noch bei Dunkelheit auf der Piste gewesen. «Da lässt es der Kopf glücklicherweise nicht zu, voll ans Limit zu gehen.» Der Blick zu den womöglich grössten Konkurrenten, wie etwa dem Franzosen Cyprien Sarrazin, erübrigt sich deswegen. «Man schaut schon ab und zu etwas nach rechts und links», gibt Odermatt zwar zu. Doch die schnellsten im Training seien häufig solche Fahrer, die im Weltcup noch nicht ganz nach vorne fahren.
Ganz nach vorne will Odermatt in dieser Speedsaison in Kitzbühel. Ein Abfahrtssieg auf der legendären Streif fehlt noch im reich bestückten Palmarès des Nidwaldners. Natürlich sei in Bezug auf die grosse Kugel jedes Rennen wichtig, doch Kitzbühel «ist das ganz grosse Ziel in diesem Winter.»
Vorerst stehen jedoch die Rennen auf der Birds of Prey in Beaver Creek auf dem Programm. Eine Abfahrt, ein Super-G und am Sonntag ein Riesenslalom stehen im US-Bundesstaat Colorado im Kalender. Nach Drehbuch der vergangenen Jahre gehört Odermatt nach diesem Wochenende bereits wieder zum Gejagten im Gesamtweltcup.