In Anlehnung an Frankreichs Fussballlegende Zinédine Zidane wurde er schon «Skidane» genannt, sonst ist er im Weltcup vor allem unter dem Spitznamen «Cyp» bekannt: Cyprien Sarrazin. Der 30-Jährige aus Gap in den Hautes-Alpes war die grosse Überraschung der letzten Weltcup-Saison. Im Kampf um die kleine Kugel in der Abfahrt forderte der frühere Riesenslalom-Spezialist Marco Odermatt alles ab.
Aufgrund eines Sturzes im Training verpasste Sarrazin das zweitletzte Rennen in Kvitfjell. Das letzte beim Weltcup-Finale in Saalbach-Hinterglemm, wo er die 42 Punkte Rückstand auf Odermatt noch hätte gutmachen können, fiel dem Wetter zum Opfer.
Die Fortsetzung des Duells mit dem Schweizer folgt dafür in der neuen Saison. In Beaver Creek steht am Freitag die erste Abfahrt auf dem Programm.
Physische und mentale Probleme überwunden
«Die Leute in meinem Umfeld waren frustriert. Ich war es nicht», schaut Sarrazin gelassen auf das letzte Frühjahr zurück. Mit Verletzungen kennt er sich aus: Die Heim-WM in Courchevel-Méribel verpasste er 2023 wegen eines Rückenleidens.
Als ich realisierte, dass ich meine Bobos überwunden hatte, gelang mir auf den Ski die Befreiung.
Erst danach folgte eine Art Erweckungserlebnis, die den grossen Leistungssprung möglich machte – noch dazu im Speed, wo Sarrazin verhältnismässig spät erste Gehversuche unternommen hatte. Vor einem Jahr gewann der Franzose in Bormio seine erste Abfahrt und liess danach vor allem mit dem Doppelsieg in Kitzbühel aufhorchen. Er war der erste Franzose seit Luc Alphand 1995, der das «Streif»-Double schaffte.
«Der Auslöser war im mentalen Bereich. Als ich realisierte, dass ich meine Bobos überwunden hatte, gelang mir auf den Ski die Befreiung», so Sarrazin.
Olympia 2030 als Horizont
Nun steht die schwierige Saison der Bestätigung an. Die Vorbereitung sei gut verlaufen, die Erwartungen sind entsprechend hoch. Er wolle sich aber keinen Kopf machen und sich eine gewisse Unbekümmertheit bewahren: «Ich nehme Tag für Tag, Rennen für Rennen. Es gibt keine Ziele, die sich an Zahlen festmachen lassen. Ich will einfach Spass haben. Der wichtigste Punkt ist, dass ich mir Sorge trage.» Noch sei er dabei, seine persönlichen Grenzen auszuloten.
«Ich mache mir keine kurzfristigen Pläne, so funktioniere ich nicht,», sagt Sarrazin. Immerhin: Die WM in Saalbach-Hinterglemm im kommenden Februar sei natürlich in seinem Hinterkopf. Ansonsten geht der Blick aber schon sehr viel weiter voraus, namentlich zu den Olympischen Winterspielen 2030, die in seinem Heimatland stattfinden. «Sie sind der Horizont meiner Karriere. Dort teilzunehmen, ist doch ein schönes Ziel.»