Das Super-G-Wochenende in Garmisch-Partenkirchen hat aus Schweizer Sicht einige erfreuliche Erkenntnisse geliefert. Beispielsweise, dass Marco Odermatt die Kugel in dieser Disziplin mit über 100 Punkten Vorsprung zwei Rennen vor Schluss kaum noch zu nehmen sein dürfte. Oder eben, dass die Zukunft des Schweizer Speed-Teams in sicheren Händen ist.
So wie es jetzt gerade aufgegangen ist, hätte ich mir nicht erträumt.
Hinter Odermatt fuhren im 2. Super-G am Sonntag nämlich gleich zwei Fahrer unter die besten zehn, die ihre erste volle Saison im Weltcup bestreiten. Arnaud Boisset realisierte mit Rang 7 das beste Ergebnis seiner Karriere, Franjo von Allmen feierte mit dem 3. Platz gar die Premiere auf dem Podest. «So wie es jetzt gerade aufgegangen ist, hätte ich mir nicht erträumt», sagte Von Allmen nach dem Rennen bescheiden. Er könne das Geschehene noch nicht wirklich realisieren.
Auf die Frage, wie er seine Fahrt in Erinnerung habe, sagt er: «Wild. Das Gefühl war nicht gut, ich war einige Male zu spät dran.» Aber er habe den Zug gut mitnehmen können, so habe es dennoch für eine gute Zeit gereicht. Es ist genau diese Mischung aus Lockerheit und Risikofreudigkeit, die den erst 22-jährigen Berner Oberländer auszeichnet. Das zeigt auch sein Mindset, wenn er am Start steht: «Ich sage mir jeweils ‹Spass haben und geniessen›.» Er habe ein Privileg, das nicht jeder habe. «Wenn es dann so aufgeht, ist es das Tüpfelchen auf dem i.»
Ich habe nicht wirklich Angst.
Ähnlich locker zeigt sich im Interview nach dem Rennen auch Boisset. Der 25-jährige Walliser mag es, wenn die Piste steil und anspruchsvoll ist. «Im Europacup hatte ich in den letzten Jahren viel Druck, zudem fuhren wir oft auf einfachem Gelände und schlechtem Schnee», so Boisset. Das sei nicht sein Ding gewesen. Im Weltcup passen Schnee und Piste besser zu ihm.
Darauf führt Boisset mehrere Gründe zurück: «Die erste Sache ist, dass ich nicht wirklich Angst habe.» Wenn es flach sei, könnten viele Athleten schnell fahren. Aber «wenn bei der Mausefalle in Kitzbühel jemand ein bisschen Angst hat, wird er das Rennen nicht gewinnen». Sein Fahrstil zeichnet sich durch viel Engagement und Risiko aus. Deshalb «ist es fast einfacher, im Weltcup eine Top-Leistung zu fahren».
Sowohl Von Allmen wie auch Boisset stehen noch am Anfang ihrer jeweiligen Weltcup-Laufbahn – und haben bereits sehr erfolgreiche Resultate vorzuweisen. Das macht Lust auf mehr, besonders wenn man bedenkt, dass die beiden diese Plätze bisher oft mit «schlechten» Startnummern herausgefahren haben.