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Der Bankräuber im Taucheranzug (1993)
Aus Archivperlen vom 27.06.2024.
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SRF Archivperle Der Bankräuber im Taucheranzug

Schwimmen in der Aare gehört für viele zum unverzichtbaren Sommerprogramm. 1992 schwamm ein spezieller Gast mit: ein Bankräuber im Taucheranzug.

Es ist ein heisser Sommertag im Juli 1992, als das Städtchen Büren an der Aare zum ersten Mal in seiner Geschichte einen Banküberfall erlebt. Die Geschichte ist kurios. Kurz vor Feierabend betritt ein junger Mann die Bank und geht schnurstracks auf den Schalter zu. Sein Outfit: Taucheranzug und falscher Bart. Der verkleidete Taucher erbeutet 34'000 Franken, verschwindet – und wird zehn Minuten später von der Polizei geschnappt.

Blick ins SRF-Archiv

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Auf Play SRF sind viele Geschichten aus dem SRF-Archiv zugänglich. Unter anderem der Bericht des Bankräubers im Taucheranzug. 1993 erzählte der Täter bei «10 vor 10» vom missglückten Bankraub. Hier geht es zum Beitrag.

Flucht via Aare

Der 23-jährige Mann ist stark verschuldet und braucht dringend Geld. Als er in seiner Verkleidung die Bank betritt, trägt er in der Hand eine Bombenattrappe. Es ist ein Aluminiumkoffer mit eingebauter Taschenlampe und ein paar Kabeln. Täuschend echt sieht es aus.

Wir haben uns nicht viel dabei gedacht. Es war für uns eine Art Jugendstreich. Wie wenn man einen Ausflug planen würde.

34'000 Franken erbeutet der Täter. Er nimmt das Geld, lässt den Koffer mit der falschen Bombe in der Bank zurück und ergreift die Flucht. Ziel: die Aare. Er taucht ab und schwimmt davon.

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«Das wollten wir nicht»
Aus Archivperlen vom 27.06.2024.
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Doch der Fluss hat starke Turbulenzen. Der tauchende Bankräuber prallt in einen Brückenpfeiler, verliert die Orientierung. Währenddessen sind seine Luftblasen an der Oberfläche von weitem sichtbar. Zehn Minuten nach dem Raub wird der Täter verhaftet.

«Wir haben uns nicht viel dabei gedacht. Es war für uns eine Art Jugendstreich. Wie wenn man einen Ausflug planen würde», erzählt der Mann ein Jahr später im Fernsehen.

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Nach zehn Minuten wird der Täter verhaftet
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Ein «Jugendstreich» ist der Überfall aber mitnichten. Die betroffene Bankangestellte steht unter Schock. Die Polizei lässt wegen der angeblichen Bombe Sprengstoffexperten aus Zürich holen und die Gegend evakuieren. Drei Stunden brauchen sie, bis die Attrappe gesichert ist.

Der Täter kommt in Untersuchungshaft. Dann zieht die Bank die Klage zurück – sie hat das Geld wieder. Der Täter zeigt Reue. «Als ich im Wasser war, kam plötzlich das komische Gefühl, dass ich einen Fehler gemacht habe», erzählt er im Nachhinein.

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«Ich hoffe, es tut ihm leid»
Aus Archivperlen vom 27.06.2024.
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Bei der ausgeraubten Bank hofft man, dass es dem Mann tatsächlich leid tut. «Andererseits muss man fast davon ausgehen, dass es ihm vor allem leid tut, weil es nicht geklappt hat», mutmasst ein Bänkler.

Der Bankräuber im Taucheranzug jedenfalls sagt: «Was ich getan habe, hat mir wirklich zu denken gegeben.» Ein Jahr nach dem Überfall will er sich einer sinnvollen Tätigkeit widmen und künftig Sicherheitsanlagen verkaufen. «Ich will Leute beraten, wie sie sich vor Einbrüchen schützen können. Auf dem Gebiet verstehe ich sehr viel.»

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