Legenden leben schnell und sterben jung. Zwar denkt man bei diesem Klischee eher an Rockstars, doch es trifft durchaus auch auf Hugo Koblet zu, einen der besten Schweizer Radfahrer aller Zeiten.
Ein frühes Ende fand sein Leben mit 39 Jahren. Bis heute ist unklar, ob der hoch verschuldete Koblet Opfer eines Autounfalls wurde oder ob er sein Auto absichtlich in einen Baum lenkte.
Wenige Jahre zuvor hatten Koblets Duelle mit Ferdy Kübler – ebenfalls ein Schweizer Radstar – die Nation in Atem gehalten. Dabei waren die Rollen klar verteilt: Hier Kübler, der verbissene Chrampfer, dort Koblet, das begnadete Talent.
Koblet fielen die Herzen der Massen zu. Er war Lebemann, Frauenheld, gutaussehend – und eitel. Kaum war er durchs Ziel gefahren, zückte er jeweils einen Kamm aus seinem Renndress, um die Frisur zu richten.
Der Durchbruch gelang Koblet, der aus einfachen Verhältnissen im Zürcher Kreis 4 stammte, 1950 am Giro d’Italia. Sensationell gewann er die 33. Ausgabe des Giro als erster Nicht-Italiener.
Im folgenden Jahr feierte Koblet mit dem Gewinn der Tour de France den grössten Erfolg seiner Karriere. Die Zahlen beeindrucken auch heute noch: 5 Etappensiege, 11 Tage als Leader und 22 Minuten Vorsprung in der Endabrechnung.
Rücktritt und Absturz
Nach dem Rücktritt vom Radsport verliess Koblet das Glück. Seine Frau liess sich wegen seiner Affären scheiden, und mit seiner Tankstelle in Oerlikon häufte er Schulden an.
Ein ehemaliger Gefährte erklärt: «Koblet war ein Samichlaus, ein Spinner. Er hat immer über seine Verhältnisse gelebt. Seidentapeten aus Paris, drei Autos, Glücksspiel – und ein Dienstmädchen.»
Koblet selbst versuchte bis zuletzt, den schönen Schein vom Sonnyboy zu wahren. Noch im Jahr seines Todes sagte er in einem Fernseh-Interview: «Ich habe nur schöne Erinnerungen.» Doch sein leeres Schlucken, das folgt, lässt erahnen, dass an den Gerüchten um seinen Selbstmord etwas dran sein könnte.