Zum Inhalt springen

Gesund essen trotz Stress Geheimtipp «Kettenkochen»: Damit gelingt es (fast) immer

Wie gelingt gesunde Ernährung im stressigen Alltag? Dieser Challenge stellen sich die beiden Ärzte Afreed Ashraf und Willi Balandies von «Puls Check». Mit der Hoffnung: Am Ende ist die Ernährung nicht nur gesund, sondern auch lustvoll.

Wir alle klagen über Stress, – auch Notfallarzt Afreed Ashraf kennt das nur zu gut: 12-Stunden-Schichten sind keine Seltenheit, oft geht es um Leben und Tod. Sich da noch gesund ernähren zu können, scheint wie ein ferner Luxus.

Klar ist aber auch: Wer einen solchen Job langfristig machen möchte, kommt gar nicht darum herum, sich um seine Gesundheit zu kümmern. Afreed Ashraf ist also das perfekte Versuchskaninchen für die Ernährungs-Challenge: «Schon seit Monaten will ich mich besser ernähren, ich habe mir sogar schon ein Abo für täglich frische Fertigmahlzeiten überlegt. Nun will ich aber herausfinden: Schaffe ich es, neben dem Schichtdienst im Spital auch noch selbst zu kochen?»

Welches Essen ist wirklich gesund?

Box aufklappen Box zuklappen

Unsere Ernährung wissenschaftlich präzise zu untersuchen, ist gar nicht so einfach, weil sie aus ganz verschiedenen Komponenten zusammengesetzt ist: Man kann schlecht ein Experiment machen, in dem Teilnehmende wochenlang nur ein bestimmtes Nahrungsmittel essen. Das macht es schwierig, den Einfluss einzelner Faktoren zu isolieren. 

In den Grundzügen ist sich die Wissenschaft aber einig, was gesund ist. Zwei Merksätze dazu: «Eat food. Mostly plants. Not too much.» Oder: «Vrai. Végétal. Varié.» 

Zusammengefasst: Gesunde Ernährung ist abwechslungsreich, mehrheitlich pflanzlich, und besteht aus «echten», also unverarbeiteten Lebensmitteln. Selber rüsten statt Conveniencefood. 

Warum sind vor- und hoch verarbeitete Lebensmittel wie Fertiggerichte in der Regel ungesünder? Das liegt unter anderem daran, dass dort der Kohlenhydrat- und Fettanteil erhöht, der Proteingehalt hingegen verdünnt ist. 

Wir essen in der Regel so viel, bis wir unsere Proteinration erreicht haben. Wegen des tieferen Proteingehalts essen wir deshalb mehr von Fertiggerichten oder sind danach schneller wieder hungrig.

Zur Vorbereitung besucht er einen Kochkurs bei Köchin Daniela Bieder und Ernährungswissenschaftlerin Christine Brombach. Von ihr bekommt er das Prinzip «Kettenkochen» mit auf den Weg: Aus einem Basisgericht sollen mit wenig Aufwand mehrere Folgemahlzeiten zubereitet werden können. Zum Beispiel lassen sich aus einem Kichererbsen-Eintopf ein Couscous, ein Shakshuka und eine Süsskartoffel-Bowl zaubern. «Damit erscheint meine Challenge plötzlich nicht mehr ganz so unrealistisch», atmet Ashraf ein bisschen auf. 

Ashrafs Kollege Willi Balandies wählt derweil einen ganz anderen Weg, um sich schnell und gesund zu ernähren: Trinkmahlzeiten. Diese werden derzeit von verschiedenen Herstellern intensiv beworben und versprechen ausgewogene Mahlzeiten für unterwegs. 

Es «gnüegelet» schnell 

«Meine Challenge: Ich ernähre mich eine Woche ausschliesslich von Trinkmahlzeiten. Das so auf die Spitze zu treiben, würden wohl nicht einmal die Hersteller empfehlen», sagt Balandies. 

Beim ersten Drink ist er richtig euphorisch: «Bis jetzt feiere ich es!» Doch die Ernüchterung folgt schon relativ bald: Er schafft es kaum mehr, die gebotene Menge an Drinks herunterzuwürgen. «Es ist jetzt Mittag – und ich bin immer noch an meinem Frühstücksdrink.» Nach vier Tagen hungert lieber, als noch einen weiteren Drink zu nehmen. 

Derweil erfährt Ashraf: «Kochen ist das eine, doch Planen und Einkaufen sind mindestens die halbe Miete. Das in den Alltag zu integrieren, ist mega anstrengend!» Wer das nicht einberechne, stehe schnell auf verlorenem Posten. 

Einmal steht Ashraf mit hungrigem Magen im Supermarkt– dann streikt das Kartenlesegerät. «In diesem Moment hätte ich den Bettel beinahe hingeschmissen und mir einfach eine Falafel geholt», sagt Ashraf. 

Nicht mal Zeit fürs Essen

Doch er beisst sich durch und kocht trotz Erschöpfung jeden Abend. Blöd nur, dass er nach einer besonders strengen Schicht die sorgfältig vorbereitete Mahlzeit unberührt wieder aus der Tasche zieht – es blieb schlicht kein Moment, sie zu essen. Da hilft auch die beste Mahlzeitenplanung nichts. 

«Durch das Experiment habe ich gemerkt, dass selbst kochen mit etwas Übung und Planung machbar ist. Ich will auf jeden Fall dranbleiben!», sagt Ashraf. Und wenn es ab und zu einen «cheatday» mit ungesunder Ernährung geben darf, kehrt auch die nötige Lockerheit zurück. 

Willi Balandies wiederum hat den Wert frischer Lebensmittel erst richtig schätzen gelernt. «Ich bin mega dankbar geworden für richtiges Essen, das nach etwas riecht und das man kauen kann.» Er wird wohl so rasch keine Trinkmahlzeit mehr anfassen.

Wissen@SRF, 12.02.2025, 18:50 Uhr

Meistgelesene Artikel