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Giftstoffe in Tampons Chemikalien in Plastik: schädlich für alle, besonders für Frauen

Chemikalien in Plastik können unserer Gesundheit schaden. Männer und Frauen sind unterschiedlich davon betroffen.

Sie sind winzig klein, aber mit grossen, oftmals ungewissen Folgen für die Gesundheit: Chemikalien, die in Plastik-Produkten versteckt sind. Und davon gibt es über 13'000, wie der aktuelle Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) aufzeigt. «Es sind bestimmt noch weit mehr», sagt Zhanyun Wang, der an Kunststoffen forscht und am Bericht mitgearbeitet hat.

Ein Vierteil der gefunden chemischen Substanzen seien problematisch für unsere Gesundheit, so der Bericht. Bei ungefähr 50 Prozent der gefundenen Chemikalien sei unklar, wie sie sich auf unsere Gesundheit und die Umwelt auswirken.

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Plastikmüll ist eine tickende Zeitbombe
Aus nano vom 02.06.2023.
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Klar ist hingegen, dass die eigenen Lebensumstände und biologische Aspekte einen Einfluss haben, wie gross das Risiko für die Gesundheit ist. Besonders hoch ist es für Frauen, heisst es im Bericht. Denn sie sind weltweit übervertreten in Berufen, in denen man Kunststoffen ausgesetzt ist – wie in der Textilindustrie.

Hinzu kommt, dass gewisse Produkte wie Kosmetika und Hygieneprodukte, die ebenfalls schädliche Chemikalien enthalten können, mehrheitlich von Frauen gekauft werden. So können Binden und Tampons hormonell wirksame Substanzen wie Bisphenol A (BPA) und Bisphenol S (BPS) enthalten. Diese können das fein austarierte Hormonsystem aus dem Gleichgewicht bringen. Unter dem Begriff endokrine Disruptoren werden solche Stoffe gefasst, die auf das Hormonsystem einwirken und unserer Gesundheit schaden.

Besonders sensible Lebensphasen

Etliche Krankheiten wie Brustkrebs, Unfruchtbarkeit, verfrühte Pubertät, Fettleibigkeit und Diabetes werden mit diesen hormonwirksamen Chemikalien in Verbindung gebracht. In Lebensphasen wie in der Pubertät, Stillzeit, Menopause und Schwangerschaft reagiert der weibliche Körper besonders sensibel auf die schädlichen Substanzen.

Ein weiterer biologischer Faktor ist, dass Frauen über mehr Körperfett verfügen. Darin reichern sich fettlösliche Chemikalien wie Phthalate an. Diese werden in Kunststoffen verwendet, um sie weich und flexibel zu machen. Auch sie haben einen Einfluss auf die Geschlechtshormone, sowohl auf die weiblichen und männlichen.

Obwohl Männer den chemischen Zusatzstoffen im Plastik nicht so stark ausgesetzt sind wie Frauen, haben diese bei ihnen auch weitreichende gesundheitliche Folgen. Sie können zu Hodenkrebs, Missbildungen der Geschlechtsorgane oder Unfruchtbarkeit führen.

Auch Kinder sind gefährdet

Zhanyun Wang, Forscher an der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa, relativiert den Gender-Gap: Es gebe zwar Hinweise, aber es mangle schlicht an Daten. «Wir kennen nicht annähernd alle Chemikalien, die in Kunststoffen vorhanden sind. Genauso schwer abschätzbar ist das Ausmass davon für unsere Gesundheit.»

Chemikalien in Plastik sind eine versteckte Gefahr für unsere Gesundheit, der sich Konsumenten kaum bewusst sind.
Autor: Zhanyun Wang Forscher

Im Bericht wird darauf hingewiesen, dass auch Kinder besonders gefährdet sind, weil Spielzeug und anderen Kinderartikeln oftmals aus Plastik bestehen. Eine schwedische Studie zeigt, dass eine hohe Weichmacher-Konzentration in Kinderzimmern mit Asthma und Allergien zusammenhängt.

«Chemikalien in Plastik sind eine versteckte Gefahr für unsere Gesundheit, der sich Konsumenten kaum bewusst sind. Dieses Wissen ist aber nur schwer oder gar nicht zugänglich», so Wang. Der Umweltwissenschaftler sieht Industrie und Regierungen in der Verantwortung, mehr Transparenz zu schaffen und internationale Regulierungen voranzubringen.

Kunststoffe: für Konsumenten eine Black-Box

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Meistens werden den synthetischen Kunststoffen etliche Zusatzstoffe beigefügt – wie zum Beispiel Weichmacher, Stabilisatoren, Flammschutzmittel oder Füllstoffe. Diese chemischen Substanzen sind grösstenteils nicht fest gebunden und können über Lebensmittel, Hausstaub, die Atemluft in den menschlichen Körper gelangen.

Welche Chemikalien genau in der Zahnbürste, dem Handy-Ladekabel oder der Salat-Verpackung enthalten sind, sei für den Konsumenten kaum herauszufinden, sagt der Forscher Zhanyun Wang. Sein Tipp: Möglichst wenig Plastik verwenden. Doch Wang weiss, wie schwierig es ist, Kunststoffe zu umgehen. Bereits bei den warmen Füssen fängt es an: Um reine Baumwolle-Socken zu finden, habe er auch schon einige Stunden suchen müssen.

Nano, 02.06.2023, 06:20 Uhr

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