- Laut der Meeresschutzorganisation Oceancare steckt die Schweiz in einer «Plastikkrise».
- Im europäischen Vergleich hat die Schweiz mit 127 Kilogramm jährlich den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch von Plastik.
- Jede Schweizerin und jeder Schweizer produziert 95 Kilogramm Kunststoffabfälle im Jahr.
Die Schweiz verbinden viele mit einem Land der unberührten Natur, der Ordnung und der Sauberkeit. International wird sie als Vorbild in Sachen Abfalltrennung und Recycling angesehen. Dieses Image wird von der international tätigen NGO Oceancare, die ihren Sitz in Wädenswil im Kanton Zürich hat, angezweifelt. Am Montag veröffentlichte sie den Bericht «Plastic Matters», welcher sich mit dem Umgang mit Plastik in der Schweiz auseinandersetzt.
Bei der Faktenanalyse kommt die Schweiz gar nicht gut weg. Die Schweiz habe ein massives Plastikproblem und würde pro Kopf so viel Plastik wie kaum ein Land der Welt verbrauchen, schreibt Oceancare.
Schuld daran ist unser Lebensstil
Ein Teil dieses Plastikmülls lande auf Feldern, in Wäldern, Flüssen oder Seen, heisst es im Bericht. Die Beseitigung dieses in der Umwelt entsorgten Kunststoffes koste das Land jährlich 200 Millionen Franken. Zudem könne ein Teil dieses Abfalls nicht eingesammelt werden, da er als sogenanntes Mikroplastik in die Umwelt gelangt.
Oceancare führt den hohen Kunststoffverbrauch der Schweiz auf den Lebensstil zurück. Jede Schweizerin und jeder Schweizer produziert 95 Kilogramm Kunststoffabfälle im Jahr. Dabei werden, neben Verpackungen, Zigarettenstummel am häufigsten weggeworfen.
Appell an den Bundesrat
Die Positionierung von Oceancare wird durch ihre Medienmitteilung deutlich. Nach ihrer Ansicht ist die Schweizer Gesetzeslage ein Teil des Problems. «Die Schweiz ist Schlusslicht in Europa, was Massnahmen gegen Plastikmüll betrifft. Auch die Schweizer Bevölkerung selbst wünscht klar Interventionen, wie unsere aktuelle Umfrage zeigte. Nun ist der Bundesrat am Zug, das Plastikproblem systematisch zu lösen», liess sich Fabienne McLellan, Geschäftsführerin von Ocenacare, in der Mitteilung zitieren.