«Wenn wir ruhig werden und in die Stille gehen, merken wir, dass unsere Gedanken ständig kreisen», sagt die Meditationslehrerin und Psychologin Regula Saner. Sie leitet das Zentrum für Achtsamkeit in Basel. «In uns drin schwatzt es wild durcheinander. Innere Stimmen halten unsere Gedanken auf Trab.» Auch und gerade, wenn wir allein sind.
Wenn die Alltagsgedanken kreisen
Sobald wir keiner anspruchsvollen äusseren Aktivität nachgehen und uns ruhig hinsetzen oder langsam gehen, nehmen wir besser wahr, was in uns passiert. Deshalb ist es vollkommen normal, wenn wir beim Meditieren an unseren Einkaufszettel denken oder an eine unbeantwortete Mail. «Genau das ist Meditation», sagt Regula Saner.
Es geht bei der Meditation darum, diese Gedankengänge einmal genauer zu beobachten: Sind es freundliche, wohlwollende Gedanken? Gedanken, die mir guttun und mich stärken? Oder sind sie schwer und trüb? «Eigentlich ist Meditation eine Konzentrationsübung», fasst Meditationsleherein Saner zusammen.
Konzentration auf einen Anker
Wenn die Gedanken unaufhörlich kreisen, helfe es, sich einen Anker zu suchen. Zu diesem kehre man dann immer wieder zurück. Ein guter Anker seien die Füsse, besonders die Fusssohlen. Oder der Atem.
Auf diese Weise treten die Gedanken an unerledigte Mails oder die Einkaufsliste in den Hintergrund, eben weil man sich auf den Anker konzentriert und so den Fokus verändert. «Man kommt im Jetzt an», sagt Saner.
Kein Equipment nötig
Um sich dem Meditieren zu widmen, braucht man keine spezielle Matte oder ein Yogakissen. Wer will, der kann. «Ein bequemer Sessel oder das Sofa tun es auch.» Man kann in unterschiedlichen Settings meditieren: im Stehen, beim Gehen oder auch im Liegen.
Allerdings läuft man beim Liegen gerade als Einsteiger Gefahr, während der Meditation einzuschlafen. Ein weiterer Tipp: Wer schlecht zur Ruhe kommt, tut gut daran, bei einem Spaziergang zu meditieren.
Anleitung für Einsteiger
Wer noch wenig Erfahrung mit Meditation hat, lässt sich am besten von jemanden anleiten. Wichtig dabei ist, dass die Stimme der Person, die einen durch die Meditation begleitet, passt. Und man beginnt am besten mit einer kurzen Meditation von beispielsweise fünf Minuten – steigern kann man sich später immer noch.
In den Alltag einbauen
Meditation ist etwas sehr Persönliches. Einige meditieren gerne früh am Morgen, andere in der Mittagspause, sodass sie besser durch den Nachmittag kommen. Meditation ist an keine Tageszeit gebunden, auch abends oder vor dem Einschlafen kann man meditieren.
Nach ungefähr zwei Wochen stellen die meisten fest, wie gut ihnen das tut.
«Wer seine persönliche Tageszeit herausgefunden hat, kann das Meditieren wie ein Ritual in den Alltag einbauen», sagt die Meditationslehrerin. «Nach ungefähr zwei Wochen stellen die meisten fest, wie gut Ihnen das tut», sagt Saner. «Meditieren wird dann zu einem alltäglichen Bedürfnis, ähnlich wie das Zähneputzen.»