Corona hinterlässt tiefe Spuren in der Psyche der Schweizer Jugend: Litten vor der Pandemie noch 10 bis 20 Prozent unter psychischen Krisen bis hin zu Depressionen, sind es heute laut einer Umfrage der Universität Basel rund 30 Prozent aller Jugendlichen von 14 bis 24.
Was vielen – auch Eltern – nicht bewusst ist: Eine psychische Krise oder Depression sollte bei jungen Menschen so rasch wie möglich erkannt und entsprechend therapiert werden, da sich die Krankheit sonst chronifiziert. Sprich: Es entstehen problematische Denkmuster und Verhaltensweisen, die sich bei den Jugendlichen festsetzen und in die sie bei einer späteren schwierigen Situation zurückfallen.
Ein prominentes Beispiel dafür ist die BlickTV-Moderatorin und Influencerin Sylwina Spiess (32). Mit 15 Jahren erlebte sie eine psychische Krise, ging nicht mehr zur Schule, zog sich von den Eltern zurück, konsumierte Alkohol und Cannabis.
Diese schwere Zeit ist für sie klar mit der Depression verbunden, die sie sieben Jahre später als 22-Jährige hatte: «Die erste Krise war wie eine Rampe», erklärt Sylwina Spiess. «Da wurden gewisse Denkmuster angelegt, in denen ich beim zweiten Mal viel schneller und auch tiefer drin war. Ich glaube, die erste depressive Episode wurde bei mir nicht genug therapiert.»
Normale Pubertät oder schon Anzeichen einer psychischen Krise?
Wie können Eltern eine psychische Krise oder Depression bei ihrem Kind erkennen? Die Unterscheidung zwischen pubertärem Verhalten und einer ernsthaften Krise fällt oft schwer.
Sich von den Eltern abzugrenzen, keine Lust mehr auf gemeinsame Aktivitäten zu haben, Experimente mit leichten Drogen oder Schwänzen des Unterrichts sind durchaus gängige Begleiterscheinungen einer regulären Pubertät. Eltern stellt sich deshalb oft die Frage: Ist das Verhalten meines Kindes noch «normal» oder schon eine Krise, bei der ich helfen muss?
Prinzipiell gilt: Wenn die normale Entwicklung des jungen Menschen beeinträchtigt ist, sollten Eltern reagieren. Beispielsweise wenn der junge Mensch...
- häufig niedergeschlagen und traurig ist,
- mürrisch reagiert und sich immer mehr zurückzieht,
- kaum mehr Interesse an Hobbies zeigt,
- nicht mehr zur Schule geht,
- dauernd erschöpft wirkt,
- kaum mehr schläft oder nur noch schläft,
- stark an Gewicht zulegt oder verliert.
Sehr deutliche Signale sind selbstverletzendes Verhalten wie ritzen oder das Äussern von Suizidgedanken. Sie sollten von Eltern sehr ernst genommen werden.
Was tun?
Die Zunahme der Anrufe von ratlosen Eltern bei niederschwelligen Beratungsangeboten wie dem Elternnotruf oder den Jugendberatungsstellen zeigen, dass viele Eltern nicht wissen, was sie tun müssen, wenn sie eine ernsthafte Krise bei ihrem Kind vermuten. Folgendes können sie tun:
Erreichen Eltern ihr Kind gar nicht mehr, sollte die Hilfe einer Fachperson gesucht werden, um mit ihr zusammen die Situation und das weitere Vorgehen zu besprechen.