Das braune Fett schlummerte lange Zeit unentdeckt in uns Erwachsenen. Per Zufall fanden es Forscher am Universitätsspital Zürich vor 16 Jahren. Bei Krebspatienten, denen man eine Marker-Substanz verabreicht hatte, entdeckte man bei PET-Scans im Bereich des Nackens, der Wirbelsäule und der Schlüsselbeine gefärbte Bereiche.
Diese konnten die Mediziner zunächst nicht einordnen: Dann aber kamen sie zum Schluss: Nicht nur Babys auch ausgewachsene, vor allem schlanke Menschen, besitzen noch braune Fett-Depots.
In Form bleiben und Abnehmen könnte so einfach sein, wenn wir mehr braunes Fett hätten. Es unterscheidet sich vom weissen Fett, das wir nur allzu gut von Speckröllchen an Bauch und Hüften kennen. Das weisse Fett nämlich speichert – das braune Fett verbrennt.
Die Zellen des braunen Fetts sind voller Mitochondrien, den Kraftwerken der Zellen. Sie wandeln Zucker und schlechte Fette in Wärme um und leisten damit ihren Teil zum Energieumsatz.
Babys haben besonders viel davon
Das braune Fett ist ein geschickter Schachzug der Natur. Forscher haben herausgefunden, dass Tiere, die Winterschlaf halten und Babys besonders viel davon besitzen. Der Grund: Babys haben noch zu wenig ausgebildete Muskeln, die sie bei Kälte durch Zittern wärmen könnten.
Diese Aufgabe übernimmt das braune Fett. Im Verlaufe der Entwicklung nimmt das braune Fett aber mehr und mehr ab. Wieso und wie man diesen Vorgang stoppen könnte, wird weltweit intensiv erforscht.
In Experimenten mit Mäusen konnte man zeigen, dass sich Kälte positiv auf das braune Fett auswirkt. Die Forscher gaben zwei Mäusegruppen gleich viel Futter.
- Die Gruppe, die bei einer Raumtemperatur von 16 Grad übernachten musste, blieb schlank und zeigte einen höheren Anteil an braunem Fett.
- Die wohltemperierten Mäuse dagegen nahmen zu – und wandelten sogar braune in weisse Fettzellen um.
In Holland und Japan wurden auch am Menschen Kälte-Experimente durchgeführt. In Japan mussten Probanden dafür über sechs Wochen lang jeden Tag zwei Stunden lang bei 16 Grad ausharren.
Die Auswertungen zeigten, dass das braune Fett bei den allermeisten Probanden stark aktiviert und teilweise auch vermehrt war. Weitere Forschungsarbeiten sind jedoch nötig, um die Ergebnisse zu breiter zu stützen.
ETH Zürich forscht mit
Molekularbiologe Markus Stoffe forscht seit 15 Jahren auf dem Gebiet. Mit seinem 20-köpfigen Team an der ETH ist er dem Geheimnis des braunen Fettes auf der Spur. «Es würde in der Tat helfen, wenn wir jeden Tag über längere Zeit in der Badehose bei 16 Grad ausharren würden, nur macht das auf Dauer keiner», so Stoffel.
Deshalb suchen die ETH-Forscher und Wissenschaftler auf der ganzen Welt nach einem Stoff, der wie Kälte wirkt, aber keine Nebenwirkungen hat. Sollte es den Forschern gelingen, eine solche Substanz zu finden, wäre das ein medizinischer Durchbruch. Denn Fettleibigkeit, schlechte Blutfettwerte und Diabetes sind seit Jahren ein zunehmendes Problem, das die Medizin weltweit vor grosse Herausforderungen stellt.