Laut einer Umfrage, die die Uni Bern 2011 für die Gratiszeitung «20 Minuten» durchgeführt hat, hätten 50 Prozent der Schweizer gerne mehrmals pro Woche Sex. Fast 20 Prozent der Schweizer reicht jedoch Sex alle zwei Wochen - oder sie brauchen sogar gar keinen.
Ist jemand, der keine Lust auf Sex hat, normal? Wie soll man seine Unlust äussern, um nicht schräg angeschaut zu werden? Wie soll das Umfeld darauf reagieren? Fragen wie diese beantwortet Daniel Regli im Ratgeber.
Dem SRF-Psychologen ist es wichtig, genauer hinzusehen: Leidet ein Mensch darunter, keinen Sex zu haben, muss man etwas dagegen tun. Zum Beispiel, wenn körperliche oder psychische Probleme ein befriedigendes Liebesleben verhindern. Anders dagegen sieht es aus, wenn sich Menschen aus freien Stücken dafür entscheiden, seltener – oder vielleicht sogar gar nie – mit einem Partner ins Bett zu gehen. Während früher vor allem Frauen dazu standen, kein Interesse am Sex zu haben, ist dieses Phänomen auch zunehmend unter Männern verbreitet. Über die Ursachen lässt sich nur spekulieren. Das kann einerseits am beruflichen Stress liegen und am Bedürfnis danach, wenigstens im Privatleben frei vom Erfolgsdruck zu sein – in dem Fall, ein besonders guter Liebhaber zu sein. Der Verzicht auf Sex kann aber auch ein Mittel sein, Fragen nach Verantwortung zu entgehen, beispielsweise wenn die Familienplanung im Raum steht.
Ein Leben ohne Sex ist kein Problem, solange es dem Partner ebenso geht. Belastet die fehlende Lust aber die Beziehung, lohnt es sich, wieder mehr Aufmerksamkeit in die Partnerschaft zu investieren. Oft lässt schon ein liebevollerer Umgang miteinander im Alltag mit Körperkontakt, der nicht zum Sex führt, die Lust auf Nähe wieder wachsen.