Um diese Impfstoffe geht es: Es gibt aktuell zwei Impfstoffe: LC16 und Jynneos. LC16 des japanischen Herstellers KM Biologics ist zurzeit die einzige Mpox-Impfung, die auch für Kinder zugelassen ist. Doch beide Impfstoffe sind eigentlich Notlösungen, erklärt Claudia Daubenberger vom schweizerischen Tropen- und Public Health Institut Swiss TPH: «Diese Impfstoffe wurden ursprünglich gegen die historischen Pocken zugelassen, doch es gibt keinen Impfstoff spezifisch für Mpox.»
Jynneos wird vom deutsch-dänischen Unternehmen Bavarian Nordic hergestellt. Der Impfstoff wurde während des Mpox-Ausbruchs 2022, als das Virus weltweit vor allem bei schwulen Männern zirkulierte, zugelassen. Und zwar von FDA und EMA – den Behörden in den USA und Europa – und breit verimpft. Für afrikanische Länder hingegen ist Jynneos nicht zugelassen, LC16 ebenfalls nicht. Denn Afrika hat keine übergreifende Zulassungsbehörde für Medikamente und Impfstoffe, wie das in Europa der Fall ist.
Das Warten auf die WHO: Diese Aufgabe erfüllt – zurzeit, als eine Art Ersatzbehörde – die Weltgesundheitsorganisation WHO. Diese will erst Mitte September entscheiden. Einige kritisieren die WHO, sie sei zu langsam unterwegs; sie hätte die Impfstoffe schon früher zulassen oder jetzt rasch eine Notfalllizenz erteilen sollen, um den Prozess zu beschleunigen. Die Vorwürfe gegen die WHO seien nicht berechtigt, argumentiert Claudia Daubenberger: «Die WHO ist keine Zulassungsbehörde! Sie lässt sich in diese Lücke drängen, eben weil der afrikanische Kontinent die Zulassung von Impfstoffen bislang nicht selbst regelt.» Und das sei ein Problem, wie sich im Fall von Mpox zeige.
Andere Institutionen handeln derweil: Gleichzeitig drängt die Zeit. Allein die Demokratische Republik Kongo – das Epizentrum des Ausbruchs – zählt bislang über 18'000 Erkrankungsfälle. Mehr als 600 Menschen – mehrheitlich Kinder – sind gestorben. Die WHO hat letzten Freitag dem UNO-Kinderhilfswerk Unicef sowie der Impfallianz Gavi grünes Licht gegeben, die Beschaffung der Impfstoffe voranzutreiben. Dazu zählt erstens, die versprochenen Impfstoffspenden aus der EU (215'000 Dosen) und den USA (15'000 Dosen) zu koordinieren. Zweitens soll Unicef bei den Herstellern Impfdosen bestellen und über den Preis verhandeln. Derzeit kostet eine Dosis über 100 US-Dollar. «Diesen Preis kann sich kein afrikanisches Gesundheitssystem leisten», sagt Claudia Daubenberger.
Darum braucht es eine afrikanische Zulassungsbehörde: Aus dieser – historisch bedingten – Abhängigkeit wollen sich die afrikanischen Länder nun befreien. Geplant ist die Gründung einer eigenen, panafrikanischen Zulassungsbehörde, die African Medicines Agency AMA.
Dieser Schritt Richtung Autonomie sei überfällig, findet Claudia Daubenberger. So würde sich künftig auch das Problem entschärfen, an genügend Impfstoff zu kommen: «Dann lohnte es sich für Firmen in Afrika, Impfstoffe eigens für Afrika zu entwickeln.» Und auch die Preisgestaltung wäre dann lokal.