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Spritze schützt gegen HIV-Infektion
Aus Nachrichten vom 28.11.2024. Bild: AP Photo/Nardus Engelbrecht
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Schutz vor HIV Lenacapavir – ein neuer Hoffnungsträger in der HIV-Prävention?

Alle sechs Monate eine Spritze mit dem Medikament Lenacapavir kann eine HIV-Infektion verhindern. Das zeigt eine neue Studie im Fachjournal «NEJM».

Huldrych Günthard

HIV-Experte

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Der Mediziner und HIV-Experte ist leitender Arzt in der Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene am Universitätsspital Zürich. 

SRF Wissen: Ist die halbjährige HIV-Prophylaxe mit Lenacapavir tatsächlich ein Game Changer?

Huldrych Günthard: Das Medikament Lenacapavir kann Menschen mit hohem HIV-Risiko besonders effektiv vor Neuinfektionen mit dem Virus schützen. Es muss lediglich alle sechs Monate im Rahmen einer antiviralen Prä-Expositionsprophylaxe (HIV-PReP) unter die Haut gespritzt werden. Die hohe Schutzwirkung wurde nun in einer weiteren Phase-3-Studie bestätigt. Das sind sehr positive Resultate und abgesehen von den bisher sehr hohen Kosten des Wirkstoffs ist es ein Riesenerfolg.

Welchen Vorteil hat es gegenüber dem bisherigen Präparat Truvada?

Truvada muss als Tablette täglich eingenommen werden. Dies kann für Betroffene ein Problem sein, da sie ständig daran denken müssen und es natürlich auch manchmal vergessen und dadurch das Risiko für eine HIV-Infektion erhöht wird. Eine Spritze alle sechs Monate ist dagegen viel einfacher. Das Problem mit Lenacapavir sind jedoch die enorm hohen Kosten von 40'000 bis 50'000 Franken pro Jahr, die allerdings natürlich noch reduziert werden können. Truvada liegt dagegen bei etwa 800 Franken.

Muss man Lenacapavir lebenslang einnehmen?

Das hängt davon ab, wie viele sexuelle Kontakte eine Person hat. Wenn jemand zum Beispiel eine feste Partnerschaft eingeht und keine Risikokontakte mehr hat, braucht es die Prä-Expositionsprophylaxe (PReP) nicht mehr. Diese ist ja dafür gedacht, vorbeugend einen Schutz zu gewähren. Anders ist dies natürlich, wenn jemand schon eine HIV-Infektion mit multiplen Resistenzen hat. In solchen Fällen ist Lenacapavir in der Schweiz als Medikament bereits zugelassen und wird seit kurzem auch von der Krankenkasse bezahlt.

Zu welchem Ergebnis kommt die Studie?

Mehr als 3000 HIV-negative Cisgender- und Transgender-Männer, Transgender-Frauen sowie nicht-binäre Personen, die häufiger Sex mit Partnern beziehungsweise Partnerinnen hatten, haben an der Studie teilgenommen. Es wurde gezeigt, dass sich zwei Personen aus der Lenacapavir-Gruppe mit HIV infizierten, während es in der Vergleichsgruppe mit Truvada neun Personen waren. Bei beiden infizierten Personen unter Lenacapavir haben sich resistente Viren gebildet. Weshalb das passiert ist, muss nun unbedingt noch genauer abgeklärt werden.

Und was ist mit dem Gebrauch von Kondomen, um sich vor einer HIV-Ansteckung zu schützen?

Dies wird meiner Meinung nach heute zu wenig propagiert. Denn Kondome wirken auch gegen andere sexuell übertragbare Krankheiten und haben somit mehrere Schutzeffekte. Lenacapavir als PRep nützt dagegen nur gegen HIV. Natürlich ist der Schutz bei Kondomen nicht ganz 100-prozentig, aber doch sehr hoch. Das wissen wir, aus den Zeiten als die Leute noch Angst vor HIV hatten und wir praktisch keine sexuell übertragbaren Krankheiten mehr gesehen hatten und dies über viele Jahre.

Ist die Situation jetzt anders?

Ja, das ist so. Durch den Erfolg der HIV-Therapie tragen die allermeisten Menschen, die mit HIV leben, dank der täglich eingenommenen Medikamente keine nachweisbaren Viren mehr in sich und sind nicht mehr infektiös. Deshalb hat das Kondom hier seinen früheren Platz eingebüsst. Aber eben, andere sexuell übertragbare Krankheiten wie Syphilis, Tripper und Chlamydien nützen das aus und verbreiten sich zurzeit wieder stark.

Das Gespräch führte Barbara Reye.

Nachrichten, 28.11.2024, 02:00 Uhr ; 

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