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Suizide bei Männern verhindern
Aus Wissenschaftsmagazin vom 17.06.2023. Bild: Getty Images / Maskot
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Suizid ist männlich Neues Hilfsangebot für suizidgefährdete Männer

Drei Viertel aller Menschen, die durch Suizid versterben, sind Männer. Ein neues Hilfsangebot soll ihnen helfen.

«Als ich damals in der akuten Phase war, habe ich viel gesucht, ich habe mich händeringend umgeschaut im Internet nach Hilfsangeboten. Es gab nicht wie heute diese Seite, die klar Informationen vermittelt, die andere Betroffene zeigt.»

Das erzählt ein Mann, der einen Suizidversuch überlebt hat. Menschen wie ihm helfen will der Forschungsverbund MEN-ACCESS an der Universität Leipzig. Gemeinsam mit Forschenden aus Bielefeld und Berlin wurde ein Online-Angebot für Männer entwickelt, das Suizidversuche und Suizide verhindern möchte. Seit Februar ist es nutzbar.

Dort kommen Männer jeden Alters zu Wort, die einen Suizidversuch unternommen haben. Das Online-Portal möchte zeigen, dass es vielen Männern so geht – «man» nicht alleine ist und sich für seine Situation nicht schämen muss. Dank des Portals sollen Hilfen bekannt gemacht werden.

Traditionelle Bilder von Männlichkeit erschweren es, Hilfe zu suchen

Männer hätten oft Schwierigkeiten, die eigene Situation einzuschätzen, erklärt Psychologin Cora Spahn von der Universität Leipzig. Noch gängige Bilder von Männlichkeit könnten verhindern, dass Hilfe in Anspruch genommen wird. Dazu komme, sagt die Leipziger Psychologin Cora Spahn: Eine oft grosse Diskrepanz in der Kommunikation, zwei unterschiedliche Wahrnehmungsseiten.

An der Uni Zürich erarbeitet der Psychologe Andreas Walther mit seinem Team seit 2016 speziell auf Männer zugeschnittene Therapien bei Depressionen. Walther beobachtet, dass sich Männer in seelischen Notlagen oft reizbar oder aggressiv zeigen – oder ihre Not über ihr Handeln vermitteln möchten.

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Postnatale Depression: auch Männer betroffen
aus SRF 4 News vom 16.05.2023. Bild: Keystone
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Walther analysiert mit den Betroffenen ihre möglicherweise traditionellen Vorstellungen von Männlichkeit: «Um dabei herauszuarbeiten, welche davon womöglich schädliche Auswirkungen auf die Depression und auch die Suizidalität oder eben auch auf die Therapie haben könnten. Wie zum Beispiel ein Gedanke wie: ‹Nur wenn ich meine Familie versorgen kann, bin ich etwas wert.›»

Ich hoffe, dass man gerade als Mann, gerade wenn man männlich sozialisiert ist, diese gesellschaftliche Erlaubnis bekommt, darüber reden zu können.
Autor: Überlebender eines Suizidversuches

Auch auf den Testosteronspiegel wird geschaut: Ist dieser zu tief, kann das die Symptomatik verschlechtern. Dann gibt es Möglichkeiten, mit Testosteron zu behandeln. Im Grossraum Zürich ist dies derzeit bei mehreren hundert Männern der Fall. Das Ziel: Männer mit Depressionen individuell behandeln zu können, bevor die Erkrankung chronisch wird, zu Suizidgedanken oder einem Suizid führt. Denn dieser stehe meist, so der Züricher Psychologe Andreas Walther, am Ende einer längeren Belastungsphase.

Walther sagt, auch das persönliche Umfeld könne hilfreich zur Seite stehen: «Seinen Partner, Sohn, Vater, Bruder unterstützen und direkt ansprechen: ‹Wie geht es dir gerade?›. Wenn man die Befürchtung hat, dass jemand in eine suizidale Krise kommen kann, die Person direkt ansprechen: ‹Gibt es Suizidgedanken bei dir?›. Männer sagen darauf meist eher die Wahrheit.»

Webangebot aus Deutschland für Männer mit Suizidrisiko 

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«Männer Stärken» informiert über Suizidalität bei Männern. Wie viele kennen Suizidgedanken? Was sind Warnzeichen für psychische Krisen? Was sind Wege aus der Krise?

Das Angebot soll Orientierung im Hilfesystem geben und Wege in Hilfe ebnen. Kann überhaupt jemand helfen? Welche Hilfen sind wann, wie erreichbar? Wie kann ich die eigene Not ansprechen? Komme ich gegen meinen Willen in die Psychiatrie, wenn ich über Suizidgedanken spreche?

Zahlreiche Videos mit Schilderungen von betroffenen Männern und Experten sollen Perspektiven schaffen in scheinbar ausweglosen Situationen und entstigmatisieren.

Das Portal maenner-starken.de wird wissenschaftlich begleitet, die Zugriffszahlen werden überprüft. Diese verdoppeln sich monatlich. Ein Zeichen dafür, das sagt auch der Mann vom Anfang des Textes, der einen Suizidversuch überlebt hat, dass sich bei dem Thema Männer und Suizid in der letzten Zeit etwas ändert: «Das Schweigen darüber wird gebrochen. Ich hoffe, dass man gerade als Mann, gerade wenn man männlich sozialisiert ist, diese gesellschaftliche Erlaubnis bekommt, darüber reden zu können. Darüber reden zu dürfen.»

Wenn Sie akut Hilfe brauchen

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Für sofortige Hilfe stehen Ihnen folgende Notfallnummern im Raum Zürich zur Verfügung: 

  • Krisen Interventionszentrum Zürich:  044 296 73 10
  • Notfallpsychiatrie Universitätsspital Zürich:  044 255 11 11
  • Psychiatrische Universitätsklinik Zürich:  044 384 20 00
  • Notfallpsychiater Kanton Zürich:  0800 33 66 55

Wissenschaftsmagazin, 17.06.2023, 12:40 Uhr

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