Zeigen uns Vulkane, wie wir die Klimaerwärmung in den Griff bekommen können? 1991 brach der Mount Pinatubo in den Philippinen aus. Kleinste Partikel schossen in die Atmosphäre – bis zu 30 Kilometer hoch. Dort reflektierten sie das Sonnenlicht, so dass weniger Sonnenenergie auf der Erde auftraf.
«Im Jahr danach hatte sich die globale Temperatur um knapp 0.5 Grad abgekühlt. Nach 5 Jahren hatte sie sich wieder normalisiert», sagt Ulrike Lohmann, Professorin für Atmosphärenphysik an der ETH Zürich.
Kühlender Sonnenschirm
Unsere Atmosphäre nach diesem Vorbild zu beeinflussen, wäre eine relativ schnelle Methode, um die Erde abzukühlen.
Am solaren Geoengineering arbeiten Forscherinnen und Forscher weltweit. Sie wollen mit speziellen Flugzeugen oder Ballons kleinste Partikel – sogenannte Aerosole – in die Atmosphäre bringen, wo sie wie ein Sonnenschirm wirken: Sie reflektieren einen Teil des Sonnenlichts zurück ins All, so dass die Erde abgekühlt wird. Damit soll der Anstieg der globalen Temperatur zum Stillstand gebracht werden – oder zumindest verringert.
Der technische Eingriff in die Natur ist sehr umstritten. Die Warnungen sind vielfältig. Sie reichen von unvorhersehbaren Auswirkungen auf Natur und Mensch bis zu realpolitischen Bedenken: Was, wenn Länder oder Wirtschaftszweige den künstlichen Sonnenschirm nutzen, um sich ihrer Verantwortung zu entziehen, CO2-Emissionen zu reduzieren?
«Solares Geoengineering ist wie ein Pflaster beim Arzt», sagt Klimaforscherin Lohmann. «Es ist keine langfristige Methode, weil wir damit nicht an die Ursachen rangehen».
Doch was, wenn wir es nicht schaffen, unsere Emissionen ausreichend zu reduzieren? «Es ist eine Risikoabschätzung», so Lohmann: «Wie viel schlimmer ist eine zusätzliche Erderwärmung im Vergleich zum Einsatz einer Technik, deren Nebenwirkungen nicht eindeutig abzuschätzen sind?»
Forschung ist schwierig
Die Forschungsgruppe um den Physiker David Keith an der Universität Harvard will mit ihrem Projekt Scopex untersuchen, welche Folgen solche Eingriffe mit sich bringen könnten. Sie planen, Partikel aus Kalkstein in die Stratosphäre zu bringen und zu schauen, wie sie sich verhalten.
Kalkstein ist nicht sauer und scheint der bessere Kandidat als das bisher hoch gehandelte Schwefeldioxid, das in grossen Ausbringungen Nebenwirkungen wie sauren Regen oder den Abbau der Ozonschicht haben könnte.
2021 sollte in Schweden die Scopex-Apparatur getestet werden. Auf einem Ballon sollte sie in die Stratosphäre steigen. Doch das Vorhaben wurde auf Initiative der einheimischen Bevölkerung gestoppt, aus Angst, nur schon mit der Zustimmung zu einem Test zu helfen, die Büchse der Pandora zu öffnen.
Wer soll das entscheiden?
Doch selbst, wenn wir mögliche negative Folgen in einigen Jahrzehnten erforscht hätten und die Technik bis dahin erprobt und einsatzbereit wäre: «Wer soll entscheiden, wo wir sie einsetzen?», gibt Klimaforscherin Lohmann zu bedenken. «Am effizientesten wäre es in den Tropen, dort scheint das meiste Sonnenlicht. Die Auswirkungen jedoch wären global. Und nicht alle Länder werden vom Klimawandel gleich betroffen sein».
Zwischen diesen ethischen Fragen, unklaren Nebenwirkungen und technischen Herausforderungen, scheint eine einfache Lösung zu liegen: unsere Emissionen so weit herunterschrauben, dass wir die Entscheidung zum Einsatz von solarem Geoengineering gar nicht erst treffen müssen.