Forschende der französischen Universität Saint-Etienne haben untersucht, welche Erwachsenen das besondere Gehör für Babyschreie haben.
Sie haben knapp 250 Personen, die unterschiedlich vertraut mit Babys sind, Ton-Aufnahmen von schreienden Babys abgespielt. Darunter waren Menschen, die null Erfahrung mit Babys haben, Eltern, die Kinder unter 2 Jahren haben, Eltern mit älteren Kindern und Menschen, die professionell mit Kindern arbeiten, etwa in einer Kita oder in einem Spital.
Wie man lernt, den Schmerz zu hören
Alle Gruppen bekamen zum Üben zuerst Aufnahmen schreiender Babys zu hören. Mal war den Babys unwohl, weil sie gebadet wurden. Mal schrien sie vor Schmerz, weil sie eine Spritze bekamen. In den Tests wurden den Testpersonen dann Schreie von fremden Babys vorgespielt und von Babys, die ihnen von den Übungen vertraut waren.
Wenig überraschend konnten Probanden ohne Babyerfahrung die Schmerzensschreie nicht von Mir-ist-unwohl-Schreien unterscheiden. Anders Eltern und Menschen, die professionell mit Babys arbeiten.
Mit den eigenen Kindern wächst das Feingefühl für fremde Kinder
Sie konnten Schmerz und Unwohlsein in bis zu drei Viertel der Fälle auseinanderhalten. Vorausgesetzt, sie kannten das Baby. Die wirklich grosse Überraschung aber war, dass Eltern mit Kindern unter zwei Jahren als einzige auch die Gründe fürs Schreien fremder Bébés unterscheiden konnten.
Das erlernte Gespür nimmt mit dem Alter der Kinder ab
Eltern von sehr kleinen Kindern waren also selbst Berufsleuten überlegen, die täglich mit Babys zu tun haben. Diese scheinen eine Resistenz gegen Schmerzensschreie zu entwickeln. Während Eltern von Babys lernen, die Schreie ihrer Kinder immer besser zu deuten.
Die Hirnforscherinnen um Siloé Corvin und Camille Fauchon wollen nun mit Hirnstudien herausfinden, was die Eltern von Babys so feinfühlig macht und auch warum deren Gespür für Babyschreie wieder nachlässt, wenn ihre Kinder dem Babyalter entwachsen.
Babyschmerz ist hör- und sichtbar
Ein Glück, dass der Schmerz eines Babys nicht nur hör-, sondern auch sichtbar ist. Ein Baby, das Schmerzen hat, schreit lange und ist praktisch untröstlich. Es kneift die Augen so stark zusammen, dass es Falten auf der Stirn bekommt. Es macht Fäustchen, beugt Knie und Ellenbogen und zieht Beinchen und Ärmchen an den Körper. Und das sehen selbst jene, die den Schmerz nicht hören.